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"Die Hochzeit des Figaro", Komische Oper von Wolfgang Amadeus Mozart, Städtische Theater Chemnitz

Premiere: 20. Mai 2017, 19.00 Uhr im Opernhaus Chemnitz. -----

Einst, als Figaro noch der Barbier von Sevilla war, hatte er sein Auskommen als Haarschneider, Bartpfleger, Frauenversteher, Ehevermittler und was sonst noch alles zu seinem Gewerbe gehörte. Damals konnte er dem Grafen Almaviva durch Schachmatt-Setzen des Vormunds Bartolo zur schönen Rosina verhelfen. Seitdem ist einige Zeit vergangen. Figaro ist Kammerdiener beim Grafen geworden, hat in Susanna, der Zofe der Gräfin, eine Herzenspartnerin gefunden und beide wollen heiraten.

Alles bestens also. Wenn da nicht der Graf wäre, dessen heiße Liebe zu seiner Rosina mittlerweile ziemlich erkaltet ist. Stattdessen sucht er neue Glut – zum Beispiel bei Susanna. Figaro, sonst mit allen Wassern der Intrigenkunst gewaschen, scheint diesmal in eigener Sache zu scheitern. Zum Glück hat er eine Braut, die eben eine Frau ist, sich auskennt im Leben und in Gräfin Rosina eine Verbündete findet

Der französische Lustspieldichter Beaumarchais hatte 1775 mit seiner Komödie „Der Barbier von Sevilla“ einen sensationellen Erfolg gelandet. In „Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit“ spann er die Geschichte von Barbier und Graf weiter. Bereits vor der Uraufführung wurde das Stück zum Skandalobjekt in den Pariser Salons. Der Polizeipräfekt verkündete, es sei gegen Religion und gute Sitten, gegen das Parlament, die Tugend und jegliche Autorität überhaupt gerichtet und zögerte die Uraufführung um Jahre hinaus. In Wien wurde das Werk gleich ganz verboten. Gerade das reizte Mozart und seinen Librettisten Lorenzo da Ponte, und es gelang ihnen, mit allerlei diplomatischen Winkelzügen den Figaro-Stoff am 1. Mai 1786 auf die kaiserliche Bühne in Wien zu bringen.

„Die Hochzeit des Figaro“ ist in mehrfacher Hinsicht ein stilbildendes Werk mit revolutionärer Spannkraft: Mozart prangert darin das gefällige Selbstbild der Aristokratie an, die sich aufgrund ihres Standes für unanfechtbar wähnte. Auch die Musik ist von einer beispiellosen Dramatik: In ihr spiegelt sich nicht nur die seelische Tiefe der Figuren, sondern auch die Doppelbödigkeit des Mozartschen Spiels. Die Uraufführung wurde mit großem Jubel aufgenommen und bis zum heutigen Tag haben die turbulente Handlung und Mozarts geniale Musik nichts von ihrer Faszination für das Publikum verloren.

Die Inszenierung

Es dreht sich alles um reale Menschen – Geschichten aus dem Leben: von Nachbarn und Freunden, der Familie oder einem selbst. Helen Malkowsky zeigt in ihrer Inszenierung ehrliche Charaktere, die immer wieder mit dem „Was wäre wenn“-Gedanken konfrontiert werden. Das Leben birgt so manche Krux und täglich zeigt sich, dass es nicht heißt „Wünsch dir was“, sondern „So ist es!“. Jede Szene ist ein Blick in das tiefste Seelenleben der Figuren. Alle sind miteinander verbunden und jeder Einzelne von ihnen versucht, seinen Weg zu finden. Zu Beginn ist alles – das Leben der Beteiligten und die Räume – relativ intakt. Immer mehr lösen sich die Räumlichkeiten in ihre Einzelteile auf – so, wie die Emotionen der Figuren aufgedeckt und dargestellt werden. Die Welt des Schlosses ist eine Welt des Privaten. Die Räumlichkeiten eines Restaurants stehen für die Öffentlichkeit. Im Laufe des Werkes verschmelzen beide Seiten der Medaille miteinander: Das Private wird zum Öffentlichen!

Helen Malkowsky (Inszenierung)

stammt aus Dresden und war nach ihrem Studium als Regieassistentin in Saarbrücken, Basel und bei den Bayreuther Festspielen tätig, wo sie u. a. Herbert Wernicke und Claus Guth assistierte. Von 2004 bis 2008 war sie Oberspielleiterin am Staatstheater Nürnberg und von 2010 bis 2013 Operndirektorin am Theater Bielefeld, jeweils mit zahlreichen eigenen Inszenierungen. Darüber hinaus arbeitete sie als Gastregisseurin (u. a. „Parsifal“ in Kassel, „Mazeppa“, „Stiffelio“ und „Katja Kabanova“ in Krefeld-Mönchengladbach). Immer wieder widmet sie sich auch der szenischen Ausbildung junger Sängerinnen und Sänger. Sie leitete das Internationale Opernstudio des Staatstheaters Nürnberg und erarbeitete Hochschulproduktionen an der Universität der Künste Berlin, der Hochschule für Musik Dresden und der Folkwang Universität der Künste Essen. An der Oper Chemnitz inszenierte sie bereits Verdis „Don Carlos“, Korngolds „Die tote Stadt“, Donizettis „Lucia di Lammermoor“, die Deutsche Erstaufführung von Peter Eötvös‘ „Paradise Reloaded (Lilith)“ sowie „Pique Dame“.

Libretto von Lorenzo da Ponte

(Aufführung in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln)

Musikalische Leitung: Felix Bender

Inszenierung: Helen Malkowsky

Bühne: Saskia Wunsch

Kostüme: Marlis Knoblauch

Choreinstudierung: Stefan Bilz

Mit: Andreas Beinhauer (Graf Almaviva), Maraike Schröter (Gräfin Almaviva), Franziska Krötenheerdt (Susanna), Sejong Chang (Figaro), Vanessa Fasoli (Cherubino), Tiina Penttinen (Marcellina), Magnus Piontek (Bartolo), André Riemer (Don Basilio), Hubert Walawski (Don Curzio), Katharina Boschmann (Barbarina / Erstes Blumenmädchen), Eric Ander (Antonio), Elžběta Laabs (Zweites Blumenmädchen);

Chor der Oper Chemnitz, Robert-Schumann-Philharmonie

Die nächsten Vorstellungen sind am 3. und 9. Juni, jeweils 19.00 Uhr im Opernhaus Chemnitz.

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