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"Die Jungfrau von Orleans", Romantische Tragödie von Friedrich Schiller, Theater&Philharmonie Thüringen

Premiere Sa 30.04.2016 / 19:30 Uhr, Großes Haus Altenburg. -----

Narzisstisch gestörte Fanatikerin oder von hohem Ideal durchdrungene Lichtgestalt? Rettender Engel oder tötender Teufel? Ein Wundermädchen, dem sich keiner entziehen kann und dem auch keiner entkommt oder naives Hirtenmädchen mit wahnhaft blühender Fantasie? Fanatische Kriegstreiberin oder missbrauchte Ikone? Hexe oder Heilige?

1429 tobt seit fast hundert Jahren ein Krieg in Frankreich, der nicht zu gewinnen ist. Das Land versinkt im Chaos und wird zum Schauplatz von offen ausgetragenem Familienzwist, politisch kurzsichtigem Handeln und militärisch unverantwortlichen Fehlentscheidungen. Da tritt im größten Krisenmoment eine lothringische Schäferin mit göttlichem Sendungsbewusstsein vor den desillusionierten Thronfolger und behauptet, die Mutter Gottes habe ihr einen Auftrag gegeben: Sie soll die Franzosen zum Sieg führen und dem Infanten die Krone sichern. Tatsächlich wird Johanna nach einem spektakulären Sieg zum Schrecken der feindlichen Engländer und führt das am Boden liegende französische Heer von Sieg zu Sieg. Als sie einem jungen englischen Heerführer begegnet, versagt ihr die Kraft zu töten, weil sie über etwas stolpert, was in ihrer Mission nicht vorgesehen war: Gefühle. Zweifel, Ungewissheit und Zerrissenheit läuten schließlich ihren Untergang ein.

 

Aber liegt gerade in diesem Scheitern vielleicht die Möglichkeit zum Auf- und Ausbruch in Freiheit? Birgt Johannas Berufung zu Größtem und Höchstem, ihr visionär begründeter Drang, das eigene Handeln als Verwirklichung eines menschheitsbeglückenden Plans begreifen zu wollen, nicht den Keim des Scheiterns bereits in sich? Wie viel Selbstverleugnung ist notwendig, um in einer Mission, etwas Großem aufzugehen, d. h. dies zum Erfolg zu führen? Was bedeutet das heute? Führt das nicht direkt zur Krise der viel gepriesenen Individualität? Und was passiert, wenn Emotionen dabei ins Spiel kommen? Verlagert sich das Schlachtfeld dann nach innen, hin zum Herzen?

 

Schillers Drama und der unbedingte Kampf seiner Titelfigur für die Freiheit bis in den Tod wirft Fragen auf, die unsere Gegenwart berühren. Diesen geht der Berliner Regisseur Christian Schmidt in seiner ersten Inszenierung bei Theater&Philharmonie Thüringen nach – ohne fertige Antworten abzuliefern, jedoch mit Spielfreude, Sprachgenauigkeit und Sinn für gesellschaftliche Zusammenhänge.

Der Berliner Christian Schmidt arbeitet als Regisseur und Schauspieler. Er spielte u. a. an der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz, am Bremer Theater und am Schauspiel Stuttgart. 2015 wurde er bei den Bad Hersfelder Festspielen mit dem Großen Hersfeld-Preis ausgezeichnet.

 

InszenierungChristian Schmidt*

AusstattungHannes Hartmann*

MusikBenny Lemur*

DramaturgieHelge Björn Meyer*

 

Besetzung

Johanna Katerina Papandreou

Thibaut d'Arc/ Erzbischof von Reims Bruno Beeke

Karl der Siebente/ Königin Isabeau Philipp Reinheimer

Du Chatel/ Herzog von Burgund Manuel Kressin

Dunoit/ Lionel Henning Bäcker

Talbot/ La Hire Ouelgo Téné

Montgomery/ Schwarzer Ritter Ioachim Zarculea*

 

* als Gast

 

Do 05.05.2016 / 19:30 Uhr

Großes Haus Altenburg

Fr 13.05.2016 / 19:30 Uhr

Großes Haus Altenburg

Mi 25.05.2016 / 10:00 Uhr

Großes Haus Altenburg

Do 26.05.2016 / 19:30 Uhr

Großes Haus Altenburg

Fr 03.06.2016 / 19:30 Uhr

Großes Haus Altenburg

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