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"Die Katze auf dem heissen Blechdach" von Tennessee Williams, Theater Heilbronn

Premiere am 07. Mai 2016, 19.30 Uhr, Großes Haus. -----

„Die Katze auf dem heißen Blechdach“ ist eines der berühmtesten Dramen von Tennessee Williams, für das er 1955 den Pulitzerpreis erhielt. Er zeichnet darin das erschütternde und eindringliche Psychogramm einer Familie, deren Lebenslügen sich verselbstständigt haben und die sich gegenseitig das Zusammenleben zur Hölle macht.

„Wie sieht der Sieg einer Katze auf dem heißen Blechdach aus? – Dass sie durchhält, nehme ich an, solang sie nur kann“. Margaret (Judith Lilly Raab) fühlt sich in einer so unerträglichen Situation wie eine Katze auf dem heißen Blechdach. Ihr Mann Brick (Sebastian Weiss), um dessen Liebe sie bettelt, schaut sie kaum an und kommentiert jede ihrer Äußerungen mit Zynismus. Sie versucht, den Schein zu wahren und liebt ihn so sehr, dass kein anderer ihm das Wasser reichen kann. Dabei würden viele Männer sonst was dafür geben, mit der attraktiven Margaret zusammen zu sein. Selbst der viele Alkohol, mit dem Brick seinen Lebensekel ertränkt, macht ihn in ihren Augen nicht weniger begehrenswert. Nach dem Tod seines besten Freundes Skipper hat Brick mit dem Trinken angefangen. Maggie konfrontiert ihn mit der Vermutung, dass die beiden Männer mehr verband, als nur Freundschaft.

 

Auch am Geburtstag von Big Daddy (Stefan Eichberg), dem Vater von Brick, trinkt er einen Whiskey nach dem anderen und wartet auf den „Klick im Kopf“, der ihm endlich Ruhe und Frieden geben soll. Doch an diesem Tag muss er sehr lange warten, denn die Spannungen sind unerträglich. Big Daddy, millionenschwerer Plantagenbesitzer, ist todkrank. Eigentlich kommt die Familie zusammen, um den letzten Geburtstag des Vaters zu feiern. Dass er sterben wird, wissen allerdings nur Bricks Bruder Gooper (Gabriel Kemmether), dessen Frau Mae (Bettina Burchard) und Maggie. Zwar lag die Vermutung Krebs nahe, doch eingestehen will sich das zunächst niemand. Die Kinder lügen, als der Laborbericht eintrifft, streuen die Information, dass dem Vater nichts fehle, er lediglich Dickdarmkrämpfe habe und verheimlichen die Wahrheit auch vor Big Mama (Sabine Unger), seiner Frau. Dessen ungeachtet buhlen Gooper und Mae bereits ungeniert um das Erbe. Sie setzen ihre fünf Kinder, das sechste ist unterwegs, und ihren vorbildlichen Lebenswandel als Trümpfe gegen Bricks Alkoholismus und Margarets Kinderlosigkeit ein und versuchen die beiden im Ringen um die Millionen und die Plantage auszuboten.

 

Big Daddy betrachtet angewidert das Treiben. An diesem Abend reißt er sich und den anderen die Maske der Lügen und der Heuchelei vom Gesicht, die seit Jahrzehnten seine Ehe mit Big Mama und seine Familie zusammenhalten.

 

Williams nennt die „Katze“ sein liebstes Stück

„Die Situation in dieser Familie ist sehr vertrackt“, beschreibt Regisseurin Uta Koschel. Zwei Tabuthemen schweben über allem: der Tod und die unterdrückte Sexualität. Alle heucheln und verbiegen sich. Die einen halten es besser aus, damit zu leben, die anderen nicht. Alle Figuren des Stücks sind vielschichtige Charaktere, die sich nicht auf einseitige Interpretationen reduzieren lassen.

»Der Vogel, den ich in diesem Netz fangen möchte, ist nicht die Lösung eines psychologischen Problems im Dasein eines einzelnen Menschen. Ich möchte den Wahrheitsgehalt von Erlebnissen innerhalb einer Gruppe von Menschen darstellen, jenes flackernde, umwölkte, schwer zu fassende - aber fieberhaft mit Spannung geladene - Zusammenspiel lebendiger Wesen in der Gewitterwolke einer gemeinsamen Krise«, schrieb Williams selbst in die überaus detaillierten Regieanweisungen zum Stück.

Williams erklärte „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ zu seinem wichtigsten Stück, nicht zuletzt, weil er darin eines seiner Lebensthemen, die verklemmte Reaktion der Umwelt auf seine eigene Homosexualität, thematisierte. Die Figur des Brick weist starke autobiografische Züge auf. Tennessee Williams liebte dieses Werk unter seinen vielen anderen großartigen Stücken auch deshalb besonders, weil es der Synthese aus Kunst und Kunstfertigkeit am nächsten käme. Dazu entspreche es „der nicht hoch genug zu schätzenden Forderung des Aristoteles nach der Einheit der Zeit und des Ortes in der Tragödie.“ In diesem Stück ändert sich der Ort nicht und seine Laufzeit entspricht der Laufzeit der Handlung.

 

Uta Koschel, die ab September Chefregisseurin am Theater Heilbronn ist, führt Regie.

 

Regie: Uta Koschel

Ausstattung: Tom Musch

Dramaturgie: Kristin Päckert

 

Es spielen: Bettina Burchard (Mae), Stefan Eichberg (Big Daddy), Gabriel Kemmether (Gooper), Frank Lienert-Mondanelli (Reverend Tooker), Judith Lilly Raab (Margaret), Sabine Unger (Big Mama), Tobias Damian Weber (Doktor Baugh), Sebastian Weiss (Brick)

Kinderstatisten

 

Vorstellungstermine: 17. Mai, 25. Mai, 27. Mai, 2. Juni, 3. Juni, 17. Juni, 18. Juni., 26. Juni (15 Uhr), 28. Juni, 7. Juli, 9. Juli, 17. Juli, 20. Juli – jeweils um 19.30 Uhr (Ausnahme 26. Juni)

 

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