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"Die Verwirrungen des Zöglings Törless" nach Robert Musil, Schauspiel Hannover

Premiere 14.02.15 I 20:00 Uhr I Cumberlandsche Bühne. -----

Am elitären Provinzinternat zu W. kommt kein Dieb ungeschoren davon. Im Gegenteil, Zögling Basini kann eigentlich nur von Glück reden, in die wohlwollenden Hände seiner beiden Mitschüler gefallen zu sein, anstatt gleich vom Institut zu fliegen – finden zumindest Beineberg und Reiting.

Die beschließen nämlich, Basinis Fehltritt vorerst noch für sich zu behalten und räumen ihm dafür jede Menge Gelegenheit ein, das niedere Vergehen im engsten Kreise abzuarbeiten. Während Reiting Basini schnell zum sexuellen Versuchskaninchen kompromittiert, gilt Beinebergs Interesse ganz dem Foltern der Seele. Schüler Törleß hingegen beschäftigt sich generell lieber mit imaginären Zahlen, aber auch er kann sich dem faszinierenden Gefüge nicht lange entziehen. Zwischen angewidertem Voyeurismus und gebannter Passivität wird er zum stummen Begleiter der sadistischen Fehde, bis ihn das Opfer schließlich selbst um Hilfe bittet.

Robert Musils Debütroman Die Verwirrungen des Zöglings Törleß (1906) zeichnet seinerzeit visionär die ausstehende Diktatur vor: Militarist, Ideologe, Opfer und Mitläufer funktionieren in modellhafter Aufstellung als wasserdichtes System. Neben der Entstehung autoritärer Gesellschaftsstruktur im intellektuell-elitären Kontext beleuchtet der Autor aber auch die fortschreitende Identitätssuche des jungen Protagonisten Törleß, die komplexer werdenden Widersprüche zwischen Rationalität und Libido. Nicht zuletzt ein schonungsloser Versuch des Autors, die am eigenen Leib erfahrenen Internatsjahre zu begreifen und auszuwerten.

Regie Claudia Bauer

Bühne und Kostüme Tine Becker

Musikalische Leitung Peer Baierlein

Dramaturgie Jan Friedrich

Mit Philippe Goos, Mathias Spaan, Jonas Steglich, Johanna Bantzer, Hagen Oechel

Bearbeitung Jan Friedrich

Beschreibung: © Karl-Bernd Karwasz

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