Das Schauspielhaus Wien trägt dieser Entwicklung Rechnung und nimmt den zwanzigsten Jahrestag des Zusammenbruchs des Kommunismus zum Anlass, nach unterschiedlichen Lebensentwürfen in den ehemaligen Ländern des real existierenden Sozialismus und dem „verheißungsvollen“ Westen zu fragen. Mit „Die Welt ist groß und Rettung lauert überall“ präsentiert das Schauspielhaus nach Dorota Masłowskas „Zwei arme Polnisch sprechende Rumänen“, Iwan Wyrypajews „Juli“ und „Der Tag des Opritschniks“ nach dem gleichnamigen Roman von Vladimir Sorokin, erneut eine Arbeit, die unseren meist saturierten Blick auf den ehemaligen Ostblock zu hinterfragen versucht. Darüber hinaus setzt das Schauspielhaus Wien auch seine Zusammenarbeit mit Ilija Trojanow fort, der für "Die X Gebote" ein Auftragswerk schreibt, das im Frühjahr 2010 uraufgeführt werden wird.
Das Romandebüt des 1965 in Sofia geborenen und 1971 über Jugoslawien und Italien nach Deutschland geflohenen Schriftstellers Ilija Trojanow erzählt die Familiengeschichte der Luxows, die das Leben in ihrer diktatorischen Heimat Bulgarien nicht länger ertragen können und mit ihrem Sohn Alexandar ins vermeintlich gelobte Land fliehen. Schon bald zeigt sich, dass zwischen Traum und Wirklichkeit Welten liegen: Italien, das ist erst einmal das Flüchtlingslager Pelferino. So hatte sich das keiner vorgestellt. Jahre später geht Alexandar an der Trostlosigkeit seiner privilegierten Existenz im Westen beinahe zugrunde; er leidet an „Oblomowitis“. Doch da taucht Bai Dan auf, sein Taufpate vom Balkan, ein begnadeter Backgammonspieler, ein Hasardeur im besten Sinne. Er nötigt den antriebslosen Alexandar, mit ihm durch die Welt zu reisen. Denn die ist bekanntlich groß und Rettung lauert überall.
Ilija Trojanow, geboren 1965 in Bulgarien. Schriftsteller, Übersetzer, Verleger. Nach seiner Flucht über Jugoslawien, Italien und Deutschland lebte er zunächst in Nairobi sowie in Paris, bevor er an der Maximilians Universität in München Jus und Ethnologie studierte. 1989 gründete er den auf afrikanische Literatur spezialisierten Marino Verlag. 1996 veröffentlichte er seinen ersten Roman Die Welt ist groß und Rettung lauert überall , der im Jahr 2008 von Stephan Komandarev verfilmt und im Rahmen der Salzburger Festspiele 2009 in der Regie von Jette Steckel dramatisiert wurde. Während eines mehrjährigen Aufenthalts in Indien schrieb er Reportagen und Essays unter anderem für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Süddeutsche Zeitung und die Neue Züricher Zeitung . Nach den Büchern Der Sadhu an der Teufelswand (2002), An den Inneren Ufern Indiens (2003) und Zu den heiligen Quellen des Islam . Als Pilger nach Mekka und Medina (2004) erschien 2006 sein Roman Der Weltensammler, der den Preis der Leipziger Buchmesse gewann. Zuletzt erschienen Der entfesselte Globus (2008) sowie, gemeinsam mit Juli Zeh verfasst, Angriff auf die Freiheit (2009). Trojanow erhielt diverse Preise und Auszeichnungen, u.a.1995 den im Rahmen des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs vergebenen Bertelsmann-Literaturpreis , Marburger Literaturpreis 1996 , Adalbert-von-Chamisso-Preis 2000 , Berliner Literaturpreis 2007 und Mainzer Stadtschreiberpreis 2007. Seine Bücher wurden ins Arabische, Brasilianische, Bulgarische, Chinesische, Englische, Französische, Holländische, Italienische, Katalanische, Koreanische, Polnische, Portugiesische, Russische, Spanische, Tschechische, Türkische und Ungarische übersetzt. 2007 übernahm Ilija Trojanow eine Poetik-Dozentur an der Universität Tübingen.
Regie Daniela Kranz
Bühnenbild Aurel Lenfert
Christian Dolezal
Steffen Höld
Bettina Kerl
Max Mayer
weitere Termine:
Do, 17. Dezember 2009
Fr, 18. Dezember 2009
Sa, 26. Dezember 2009
So, 27. Dezember 2009
Sa, 16. Jänner 2010
So, 17. Jänner 2010