Als Werle zu erkennen meint, in welchem Gespinst aus Lügen Hjalmar lebt, findet er scheinbar die Aufgabe seines Lebens: Er will seinem Freund die Augen über seine unwahrhaftige Existenz öffnen. Auf tragikomische Weise zerstört Gregers Werle mit seinem Wahrheitsfanatismus die Welt von Hjalmar, seiner Frau Gina und der heranwachsenden Tochter Hedwig, die auf dem Dachboden eine verletzte Wildente pflegt.
Im Stück Die Wildente, das 1883/84 entstand, wandte sich Ibsen stärker den existentiellen Fragen des Lebens zu als in seinen früheren gesellschaftskritischen Texten. Er erreicht in diesem Drama eine Tiefgründigkeit und komplexe psychologische Auslotung der Figuren, die das Stück zu einem tragischen Höhepunkt treiben. Ibsen verbindet die Geschichte mit einer ausgefeilten Leitmotivik, die er dem Symbolismus entlehnt: Blindheit und Sehen, Illusion und Wahrheit, Licht und Schatten sind Themen, die der Handlung eine subtile zweite Ebene geben und zugleich mit dem Handwerk Hjalmars verknüpft sind, der Fotografie. Das Foto als Medium der Wahrheit: schon Ibsen wusste, dass auch das nur Schein ist.
Manfred Beilharz wendet sich nach seiner Beschäftigung mit Horváth (Glaube Liebe Hoffnung und Geschichten aus dem Wiener Wald) und Shakespeares Othello diesem Meisterwerk des norwegischen Dramatikers zu.
Regie Manfred Beilharz
Bühne Bernd Holzapfel
Kostüme Renate Schmitzer
Dramaturgie Dagmar Borrmann
Mit: Franz Nagler (Großhändler Werle), Michael Günther Bard (Gregers, sein Sohn), Rainer Kühn (Der alte Ekdal), Michael Birnbaum (Hjalmar Ekdal), Sybille Weiser (Gina Ekdal), Magdalena Höfner (Hedwig, ihre Tochter), Viola Pobitschka (Frau Sörby, Haushälterin bei Werle), Uwe Kraus (Dr. Relling/ Kammerherr Balle), Jörg Zirnstein (Molvig, Diener Pettersen)
Weitere Vorstellungen:
Fr 8.2., Mi 13.2., Mi 20.2. I jeweils um 19.30 Uhr I Kleines Haus