Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Die zwölf Geschworenen", Gerichtsdrama von Reginald Rose, Städtische Theater Chemnitz "Die zwölf Geschworenen", Gerichtsdrama von Reginald Rose, Städtische..."Die zwölf...

"Die zwölf Geschworenen", Gerichtsdrama von Reginald Rose, Städtische Theater Chemnitz

Premiere: 21. September 2019, 19.30 Uhr im Schauspielhaus / Große Bühne

Die Gerichtsverhandlung ist vorüber. Beweisführung und Zeugenbefragungen sind abgeschlossen und die zwölf Geschworenen ziehen sich zurück, um ihr Urteil zu fällen: Schuldig oder nicht schuldig? Mit dieser Frage entscheiden sie über das Leben eines jungen Mannes, der seinen Vater mit einem Messer erstochen haben soll. Alle Indizien scheinen gegen ihn zu sprechen, zwei Zeugenaussagen bestätigen seine Schuld. Doch Geschworener Nr. 8 hat Zweifel. Oder zumindest ein Gefühl. – Aber was heißt das schon? Und reicht das, um ein Urteil abzuwenden, welches andere längst gefällt haben?

 

Zumindest wird um den Schuldspruch noch einmal ehrlich diskutiert und gerungen, denn die Entscheidung für das Urteil muss einstimmig getroffen werden. Eingeschlossen im Konferenzraum entspinnt sich zwischen den Figuren ein erbitterter und hitziger Kampf um Wahrheiten und Argumente, persönliche Ideale, Lebenseinstellungen und Vorurteile, Opportunismus und Verantwortung.
Zur Vorlage

Reginald Rose (1920 – 2002) arbeitete als Werbetexter, Drehbuch- und Theaterautor. Mit seinen sozialpolitischen Themensetzungen prägte er insbesondere die frühen Jahre des US-amerikanischen Fernsehspiels. 1954 schrieb er „Die zwölf Geschworenen (Twelve Angry Men)“ und verarbeitete darin seine Erfahrungen in einer Geschworenenjury. Die Filmadaption in der Regie von Sidney Lumet kam 1957 in die Kinos, war für drei Oscars nominiert und wurde im selben Jahr u. a. mit dem Goldenen Bären der Internationalen Filmfestspiele Berlin ausgezeichnet. Zahlreiche weitere Verfilmungen und Übersetzungen folgten.

Auch wenn es die Geschworenengerichte im deutschen Rechtssystem nicht mehr gibt, so stellt das Kammerspiel doch eine interessante Versuchsanordnung dar: Was wäre wenn? Im letzten Sachsen-Monitor, der im November 2018 veröffentlicht wurde, sprachen sich mehr als 2/3 der Befragten dafür aus, Ergebnisse aus Volksentscheiden auch unabhängig von Regierung und Volksvertretungen, Gerichten und Grundgesetz umzusetzen. In Chemnitz waren es sogar ganze 81 %. Die Todesstrafe, die dem Angeklagten bei Rose droht, ist in Deutschland abgeschafft. Würde, Freiheit und Leben eines Menschen sind u. a. mit Artikel 1 und 2 des Grundgesetzes verfassungsrechtlich geschützt, Artikel 1 des Grundgesetzes ist nicht veränderbar. Aber was wäre, wenn dies nicht mehr gilt? – „Die zwölf Geschworenen“ fragt danach, ob ein Laie dieser Rolle gerecht werden kann und wie jeder Einzelne mit dieser Verantwortung umgeht. Von welchen Eindrücken, Vorurteilen und Bildern lassen wir uns leiten? Und aus welchen individuellen Motiven heraus treffen wir unsere Entscheidungen? Auf der Suche nach der vermeintlichen Wahrheit ringen die Figuren eindringlich mit diesen Fragen und werfen sie unmittelbar auf das Publikum zurück. So steht an diesem Abend nicht zuletzt auch unser eigenes Verhalten in meinungsstarken Gruppenkonstellationen zur Disposition.

Regie: Carsten Knödler
Bühne: Frank Hänig
Kostüme: Teresa Monfared

Es spielen: Wolfgang Adam, Marko Dyrlich, Martin Esser, Christine Gabsch, Alexander Ganz, Dirk Glodde, Andreas Manz-Kozár, Christian Ruth, René Schmidt, Susanne Stein, Konstantin Weber, Andrea Zwicky
 

27.09.2019 Freitag 19:30 Uhr
 Schauspielhaus - Große Bühne
05.10.2019 Samstag 19:30 Uhr
 Schauspielhaus - Große Bühne
30.10.2019 Mittwoch 19:30 Uhr
 Schauspielhaus - Große Bühne
07.12.2019 Samstag 19:30 Uhr
 Schauspielhaus - Große Bühne

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 15 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

BERÜHRENDE MOMENTE -- "Spatz und Engel" mit dem Tournee-Theater Thespiskarren (Produktion Fritz Remond Theater im Zoo, Frankfurt) im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

Edith Piaf und Marlene Dietrich stehen hier im Schauspiel mit Musik von Daniel Große Boymann und Thomas Kahry als zwei Göttinnen des Chansons im Mittelpunkt des Geschehens. Und es ist gar nicht so…

EIN ÜBERZEUGTER HUMANIST -- 5. Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Stuttgart in der Liederhalle Stuttgart

Das Stück "Felder...im Vorübergehen" für Streichorchester aus den Jahren 1993/94 von Bernhard Lang ist nicht so spektakulär wie seine Oper "Dora", besitzt aber durchaus charakteristische…

Von: ALEXANDER WALTHER

EIN BEWEGENDER FEUERREITER -- Liedmatinee - Verleihung der Hugo-Wolf-Medaille in der Staatsoper Stuttgart

Die New York Times bezeichnete das Liedduo Christian Gerhaher (Bariton) und Gerold Huber (Klavier) als "größte Liedpartnerschaft der Welt". Dies betonte Kammersängerin Christiane Iven in ihrer…

Von: ALEXANDER WALTHER

NEUE SPHÄREN IM LICHTKEGEL -- Sao Paulo Companhia de Danca im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Mit der Deutschen Erstaufführung von "The Eight" gedenkt der Choreograph Stephen Shropshire des 200. Geburtstags von Anton Bruckner. In den Kostümen von Fabio Namatame erklingt das Finale von…

Von: ALEXANDER WALTHER

REIZVOLLES SPIEL MIT KLASSISCHEN FORMEN -- Konzertabend beim deutsch-türkischen Forum mit Gülsin Onay und Erkin Onay im Hospitalhof STUTTGART

Sie ist Staatskünstlerin der Türkei und eine renommierte Pianistin: Gülsin Onay. Sie trat auch mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf. Zusammen mit ihrem Sohn Erkin Onay (Violine)…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑