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DieTragikomödianten präsentieren: "Street View Reise nach Petuschki" in Leipzig und Berlin

Premiere Freitag, 16. September 2011 um 20:30 Uhr, Moritzbastei Leipzig, Universitätsstraße 9. -----

Google Maps Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn auf Leinwand, eine groteske audiovisuelle szenische Szenische Lesung des modernen Klassikers der russischen Literatur „Die Reise nach Petuschki“ von Wenedikt Jerofejew, untermalt mit Musik der Band „Trio Bravo+“ im Stil osteuropäischer Musik.

 

 

 

 

 

Eine aberwitzige Reisebeschreibung in einer Mischung aus scharfem Witz, bodenloser Albernheit und stiller Poesie und ein Gesamtkunstwerk in der Tradition der großen Absurden. Für jeden, der sehen und hören kann und der etwas für große Literatur, für Tragikomik, für die Russen und die Macht der Bilder und der Musik übrig hat.

 

Der zu Googles Kartendienst „Google Maps“ angebotene Zusatzdienst „Google Street View“ ist in Deutschland gestartet. Die darüber im Vorfeld geäußerten Kritiken überdecken die faszinierende Seite von Google Maps.

 

Wenn man über die reich verpixelten Häuser Deutschlands hinausblickt, lassen sich Bilder aus einer der reizvollsten Gegenden der Welt entdecken. Seit Februar 2010 stehen sie online und zeigen einen

Teil des größten Staates der Erde: Russland, genauer, eine Fahrt mit www.tragikomödianten.de 2/13

der legendären Transsibirischen Eisenbahn von Moskau bis Wladiwostok - in Bewegtbildern! Eine faszinierende Reise über zwei Kontinente durch sieben Zeitzonen, vorbei an hunderten Haltestellen

und Bahnhöfen. 150 Stunden und fast 10.000 Kilometer dauert eine Fahrt auf der längsten Bahnstrecke der Welt.

 

Ein Teil dieser berühmten Route lässt sich in diesem Projekt visuell als künstlerisch verfremdete Schnittfassung auf der Leinwand erleben. Die malerischen Flecken quer durch ganz Russland werden

konterkariert durch eine szenische Lesung des Romans „Die Reise nach Petuschki“ von Wenedikt Jerofejew.

 

Das Poem zählt zu den wichtigen Texten moderner russischer Literatur. Es wurde schon bald nach seinem Entstehen 1970 eines der populärsten Manuskripte im russischen Untergrund und wird heute als

ein moderner Klassiker betrachtet. Jerofejew avancierte zum Kultautor. Der Ich-Erzähler, Wenja genannt, will am Freitag von Moskau in das zwei Stunden entfernte Petuschki fahren, wo ihn seine Geliebte und sein Kind erwarten. „Nach Petuschki“ aber, heißt es gegen Ende des Romans, „kommt überhaupt keiner“. Von Station zu Station werden die Monologe des Antihelden und die Gespräche mit seinen Mitreisenden absonderlicher. Seine Erlebnisse, wie auch seinen Alkoholkonsum, verdichtet Jerofejew zu einer surrealen satirischen Collage.

 

Die fröhliche Sauftour eines durchschnittlichen Sowjetbürgers steht im Mittelpunkt, der nachweist, dass Alkohol der zentrale Motor der russischen Gesellschaft war und ist, sei es in Arbeitswelt oder

Geistesleben. Dostojewskihaft Absurd seine Selbstgespräche über Gott und die Welt, die heute so aktuell sind wie vor vierzig Jahren. Seine Botschaften sind universell und zeitlos.

 

Die Zuschauer werden mit einem schroff-verzerrt anmutenden Werk unterhalten, das ihm tiefe Einblicke in die Gedankenwelt des Protagonisten gewährt. Komik und Schmerz, tief empfunden und

geistvoll umgesetzt. Ein extravaganter Parforceritt durch die russische Landschaft und Gesellschaft.

 

Akustisch zusammengehalten wird der Abend mit Musik von der Band „Trio Bravo+“. Mit ihren überschwänglichen Kompositionen, die Lebensthemen von Tragik bis Komik ausdrücken, machen sie seit 1995 ihrem Namen alle Ehre und sorgen auf Konzerten von Berlin bis Bilbao für Furore. Die Musiker mit russisch-bulgarisch-polnischen Wurzeln erschaffen in ihrer Musik alle Nuancen von Licht und Schatten. Aus der Interpretation traditioneller osteuropäischer Musik entwickeln sie einen

eigenen Stil. Künstlerisches Handwerk und kompositorisches Können verbindet Klassik und Klezmer mit Pop- und Rockrhythmen. Die Eigenkompositionen erklingen in einer zutiefst fühlbaren Musik, die

Sehnsucht, Melancholie und pure Lebensfreude ausdrückt. Street View Reise nach Petuschki - eine groteske audiovisuelle szenische Lesung als Gesamtkunstwerk in der Tradition der großen Absurden, für jeden, der sehen und hören kann und der etwas für große Literatur, für Tragikomik, für die Russen und die Macht der Bilder und der Musik übrig hat.

 

Videoprojektion von Google Maps Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn

Szenische Lesung mit Texten aus dem Poem Reise nach Petuschki von Wenedikt Jerofejew

Mit Musik der Band Trio Bravo+

Von und mit Armin Zarbock

 

Weitere Termine:

 

* Montag, 19. September 2011 um 20:00 Uhr

Kaffee Burger Berlin, Torstraße 58/60

Karten an der Abendkasse, www.kaffeeburger.de

* Samstag, 24. September 2011 um 18:00 Uhr und

Sonntag, 25. September 2011 um 18:00 Uhr

die naTo Leipzig, Karl-Liebknecht-Straße 46

Karten: www.nato-leipzig.de

 

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