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DON GIOVANNI von Mozart im Stadttheater Klagenfurt

Premiere 12. Oktober, 19.00 Uhr.

Don Giovannis triebgesteuerte Taten bestimmen den Gang der Handlung:

Er dringt nachts in Donna Annas Schlafzimmer ein und tötet ihren Vater, den Komtur, im Duell; er verhöhnt Donna Elvira, der er die Ehe versprochen hat; er stellt den Bräuten anderer nach und als sein eigener Diener verkleidet sogar der Kammerzofe von Donna Elvira – und entgeht doch allen Verfolgungen derer, die ihn bestrafen oder bekehren wollen.

Erst als er die Totenruhe des Friedhofs entweiht und die Statue auf dem Grab des Komturs zum Abendessen lädt, ist sein Schicksal besiegelt, denn der steinerne Gast erscheint tatsächlich und spricht eine Gegeneinladung aus:

An der Hand des Komturs fährt Don Giovanni zur Hölle. Um Sinnlichkeit, Schmerz, Leidenschaft und Tod kreisen Handlung und Musik in Mozarts „Don Giovanni“.

Nach der Buchführung seines Dieners Leporello hat der Lebemann bereits mehr als 1000 Frauen verführt, an Zerlina wird er im Verlauf der Oper scheitern.

Don Giovanni, seit Tirso de Molinas Schauspiel „Der Spötter von Sevilla und der steinerne Gast“ (1624) und Molières Komödie „Don Juan oder der steinerne Gast“ (1665) Inbegriff des ewigen Verführers, erhält durch Mozarts Musik eine tragische Dimension, die keine der zahlreichen Don-Giovanni-Opern zuvor erreichte.

1786 hatte die erste Mozart/Da-Ponte-Oper „Le nozze di Figaro“ das Prager Publikum zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Der Impressario des Theaters wollte diesen Erfolg gerne wiederholen. Von Da Pontes Vorschlag, Don Juan, den rastlosen Liebhaber, zum Thema des neuen Werkes zu machen, war Mozart sofort begeistert.

Die Uraufführung der Oper „Don Giovanni“ 1787 in Prag wurde zu einem rauschenden Erfolg. In Wien aber und in anderen Städten war das Werk lange Zeit umstritten. Anläßlich einer Berliner Aufführung hieß es sogar, der „Don Giovanni“ sei „ein Singschauspiel, in welchem das Auge gesättigt, das Ohr bezaubert, die Vernunft gekränkt, die Sittsamkeit beleidigt werden und das Laster Tugend und Gefühl mit Füßen tritt“.

Erst mit dem Beginn der Romantik wurde der Ausnahmecharakter der Oper, in der sich die Gattungen verwischen, voll anerkannt.

Was Mozarts rationalistisch gestimmten Zeitgenossen als anrüchig erschien, gefiel den Vertretern der Romantik ungemein: „Die Durchdringung von tiefstem Leid und grobem Schmerz, von Komik und Tragik“ ließ „Don Giovanni“ als Prototyp eines „neuen, allumfassenden Welttheaters“ erscheinen. Bis heute zählt „die Oper aller Opern“ (E. T. A. Hoffmann) zu den spannendsten und vielschichtigsten Herausforderungen im Musiktheater. Es ist nicht allein die männliche Sexualität, deren stärkster Repräsentant er ohne Zweifel ist, sondern es ist die besonders innige und ausschließlich metaphysische Bindung dieser Sexualität, deren Wirkung sich die Frauen nicht entziehen können. Er sucht immer die Vollkommenheit, also etwas, was es auf Erden nicht gibt. Und die Frauen wollen es ihm, und auch sich selbst, immer wieder beweisen, dass er alles, was er sucht, auf Erden finden kann. Das Unglück der Frauen ist, dass sie einen irdischen Horizont haben – erst, da sie schaudernd ahnen, dass er nicht das Leben sucht, sondern sich nach dem Tode sehnt, schrecken sie vor ihm zurück.

Die tragische Schuld von ihm ist, dass er seine Sehnsucht immer wieder vergisst oder gar verhöhnt, und so wird er zum tragischen Opfer seiner Wirkung, aber nicht ohne Trauer.

ÖDÖN VON HORVÁTH

Inszenierung: Dietmar PFLEGERL

Bühne: Werner HÜTTERLI

Kostüme: Ingrid ERB

Choreograophie: Freddie RUTZ

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