Dabei hat das Stück den eingangs beschriebenen Schreckensszenarien zum Trotz ein (auch titelgebendes) Kernthema, dem sich niemand entziehen kann – es geht um die Muster und Strukturen innerhalb der Familie. Angesiedelt ist das Stück, das die Erzähltradition amerikanischer Dramatik mit dem beißenden Humor der schwarzen Komödie verbindet, auf einem Landsitz im mittleren Westen der USA: Der Schriftsteller Beverly Weston, früher hoffnungsvoller Schriftsteller und Hochschullehrer, jetzt primär Vollzeitalkoholiker, ist verschwunden. Seine krebskranke und tablettenabhängige Ehefrau Violet, die von der Haushaltshilfe Johnna versorgt wird, bekommt Besuch vom gesamten Clan – ihren Schwestern und Töchtern samt „Anhang“. Drei Generationen treffen aufeinander, die in den verschiedensten Abhängigkeiten gefangen sind. Alte
Wunden brechen auf, verdrängte Gefühle und lebensverändernde Geheimnisse kommen ans Tageslicht. Dass dann auch noch Beverlys Leiche gefunden wird, verschlimmert die Situation noch – was früher einmal Heimat war, wird zum Kriegsschauplatz verdrängter Lebens-Sehnsüchte, zum Schauplatz einer letzten Schlacht…
Auch Hollywood hatte den Stoff schnell für die Leinwand entdeckt – die Filmadaption mit Stars wie Meryl Streep, Julia Roberts, Ewan McGregor oder Benedict Cumberbatch entwickelte sich prompt zum Kassenerfolg. Dass sich Teile des Publikums vielleicht zu sehr am Film orientieren könnten, ist für die Regisseurin kein Problem: „Film ist Film, Theater ist Theater – ich glaube, dass es für die Zuschauer sogar hilfreich sein kann, weil sie schon wissen, worum es geht. Und ansonsten funktioniert das Stück über Archetypen und die eigene Fantasie – und natürlich auch über unsere tolles Ensemble.“
Alize Zandwijk, die sich als langjährige Leiterin des Rotterdamer Ro Theaters auch über die Niederlande hinaus einen Namen gemacht hat, wird ab dem kommenden Sommer als Spartenleiterin im Schauspiel fest nach Bremen kommen. Hier hat sie seit Beginn der Intendanz von Michael Börgerding bereits drei Mal inszeniert, jeweils im Theater am Goetheplatz: In der ersten Spielzeit – als Eröffnungspremiere – „Das Leben auf der Praça Roosevelt“ von Dea Loher, in den beiden darauffolgenden Jahren „Der Kirschgarten“ von Anton Tschechow und zuletzt „Mädchen und Jungen“ vom Belgier Arne Sierens.
Regie: Alize Zandwijk
Bühne: Thomas Rupert
Kostüme: Inge Büscher
Licht: Mark van Denesse
Dramaturgie: Natalie Driemeyer
Mit:
Annemaaike Bakker, Nadine Geyersbach, Verena Reichhardt, Jana Julia Roth, Susanne Schrader, Fania Sorel, Maartje Teussink; Martin Baum, Guido Gallmann, Johannes Kühn, Justus Ritter, Alexander Swoboda
Weitere Termine unter www.theaterbremen.de