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"Eine Nacht in Venedig" von Johann Strauss im Tiroler Landestheater Innsbruck

Premiere 18. Dezember 2010, 19.30 Uhr, Großes Haus

 

Der Herzog von Urbino ist ein bekannter Frauenheld. In diesem Karneval hat er es auf die schöne Barbara abgesehen, doch ihr Gatte Delacqua, der auf einen Verwalterposten hofft und seine Aussichten darauf nicht gefährden möchte, will Barbara nach Murano in Sicherheit bringen und stattdessen Ciboletta, die Freundin des Kochs Pappacoda dem Herzog unterschieben.

Doch es kommt alles anders: Barbara vergnügt sich mit ihrem Neffen Enrico und lässt sich von ihrer Freundin Annina vertreten. Und genau die bringt deren Geliebter, Caramello, ohne es zu wissen, in den herzoglichen Palast. Dort muss er erleben, wie sich seine Braut vom Herzog den Hof machen

lässt… Als der Maskenspuk um Mitternacht zu Ende geht, ist für Caramello immerhin ein Posten beim Herzog herausgesprungen, während dieser bei den anwesenden Damen nicht richtig zum Zuge kam.

 

Johann Strauß ließ sich von der – zugegeben – verwirrenden Geschichte von den Librettisten Zell und Genée zu einer seiner einfallsreichsten Partituren inspirieren. Die flirrende Atmosphäre der Lagunenstadt während der Karnevalszeit spiegelt sich in der unbeschwerten und heiteren Musik bestens wider und die bekanntesten Musiknummern, der verträumte Lagunenwalzer, sowie „Komm in die Gondel, mein Liebchen“ und „Sei mir gegrüßt, du holdes Venezia“ sind die Glanzpunkte im bunten Widerspiel von Trug und Maskierung, Täuschung und Verwechslung.

 

Die Geschichte um die Uraufführung glich selbst einer Operette: konnte sie doch nicht wie bei Strauß-Operetten üblich in Wien stattfinden, sondern wurde nach Berlin verlegt, da die 2. Ehefrau des Komponisten eine Affäre mit dem Direktor des Theaters an der Wien hatte. 1923 bearbeitete Erich Wolfgang Korngold das Werk und schuf so eine Paraderolle für Richard Tauber als frauenverführender Herzog. In Venedig genießen wir zur Karnevalszeit das Erlebnis der Freiheit in einer seiner extremen Formen. Eine Freiheit, die ganz in ihrem Taumeln aufgeht. Maskiert kann man alles wagen und alles sagen; die Maske wird durch die Republik gebilligt und geschützt. Maskiert hat man überall Zutritt, zu den Salons, zu den Ämtern, zu den Klöstern, zum Ball, zum Dogenpalast, zum Ridotto…

 

Mehr noch als eine Verkleidung ist die Maske ein Inkognito. Sie ist das Geheime, das Anonyme, die Garantie der Straflosigkeit, der geduldete Leichtsinn, die erlaubte Ausgelassenheit… Man weiß von

niemandem mehr, wer er ist, und niemand weiß, wer man ist, wer dich mit einem neugierigen Wort anspricht, mit einem spitzen Ellbogen berührt, mit einem flüchtigen Zeichen einlädt, wer dir im Labyrinth der Gassen folgt, wer sich zum Biribi oder zum Kaffee an deinen Tisch gesellt, welcher weiße schüchterne Morgenschuh sich zitternd in deinen Schuh setzt.

Philippe Monnier

 

Musikalische Leitung: Jan Altmann, Chordirektor und Kapellmeister am TLT

Inszenierung: Dale Albright, Langjähriges Ensemblemitglied des TLT; inszenierte zuletzt My Fair Lady und Zauber der Musik VI - Shakespeare-Musicals.

Bühne und Kostüme: Michael D. Zimmermann, Ausstattungsleiter Kammerspiele und Leiter der Kostümabteilung am TLT

 

Mit:

Herzog ……………………… Fabioano Cordeiro / Michael Putsch

Bartolomeo Delacqua ……… Kenneth Derby

Barbara Delacqua ………… Susanna von der Burg / Jennifer Chamandy

Agricola Barbaruccio ……… Kristina Cosumano

Annina …………………… Susanne Langbein / Anja Scholz

Caramello …………………… Brenden Gunnell / Thomas Paul

Pappacoda ………………… Ansgar Matthes / Martin Mitterrutzner

Ciboletta …………………… Sophie Mitterhuber

Enrico Piselli …………………Todd Boyce

Senator Barbaruccio ……… Michael Lukavec

Senator Testaccio ………

Michael Gann

 

Tiroler Symphonieorchester Innsbruck, Chor des TLT

 

Weitere Vorstellungen:

Dezember: 26., 31. –Silvester

Jänner: 5., 9., 15. – geschlossene Vorstellung, 28.

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