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"emilia galotti" von gotthold ephraim lessing - Deutsches Nationaltheater Weimar

premiere: 10. november 2012 / 19.00 uhr / großes haus. -----

Es ist der Hochzeitstag von Emilia Galotti, an dem ihr der Prinz Hettore Gonzaga in der Frühandacht Unflätigkeiten ins Ohr flüstert. Zu ihrem Entsetzen machen sie ihr nicht nur Angst, sondern auch Lust.

Der Prinz steht unter Druck: Will er Emilia gewinnen, muss er ihren zukünftigen Ehemann aus dem Weg räumen, Emilia auf sein Lustschloss bringen lassen, sie umgarnen, ihre Mutter besänftigen, ihren

Vater beruhigen, seine Geliebte abwehren. Sein Minister Marinelli spinnt sämtliche Fäden zu einer Intrige zusammen, aber am Ende des Tages bleibt von allen Wünschen und Sehnsüchten nur noch ein Scherbenhaufen übrig: Eine Entführung, Liebesschwüre und zwei Morde sind das Resultat der explodierenden Widersprüche dieser bürgerlichen Gesellschaft.

In seinem Trauerspiel Emilia Galotti aus dem Jahr 1772 lässt Lessing die feudalen Vorstellungen von Liebe und Ehe auf den neuen, empfindsamen Liebeskurs des Bürgertums prallen, das die Tugend zum ersten Gebot erhebt. Seine Figuren sind auf der Suche nach Liebe und Identität, aber nicht in der Lage, ihre Bedürfnisse und Emotionen zu formulieren. Ohne sich dessen bewusst zu sein, imitieren sie Rollen, handeln und denken aus zweiter Hand. Dabei steuern sie geradewegs in eine ausweglose Einsamkeit, in der Freiheit und Zwang nicht mehr Frage der individuellen Wahl sind sondern Ausdruck kulturell tradierter Verbundenheiten: Alles, was man wählt, ist schon vorhanden und täuscht Selbstbestimmung nur vor.

In ihrer Inszenierung stellt Thirza Bruncken, in deren Regie am DNT Weimar bereits Die Mitschuldigen von Goethe und Strindbergs Totentanz zu sehen waren, einen Bezug zur gesellschaftspolitischen Lage zu Beginn der 60er Jahre im Westen Deutschlands her: Ein von der Wunsch- und Wohlstandsmoral der Nachkriegszeit geprägtes, bleiernes Klima, in dem die Pop-Musik, insbesondere aus Amerika, neue

Horizonte eröffnete und die Möglichkeit eines nicht von Konventionen beschränkten Lebens aufblitzen ließ.

Seit Beginn der 90er Jahre arbeitet Thirza Bruncken als freie Regisseurin, z.B. in Köln, Hamburg, München, Leipzig, Wien und Frankfurt am Main. Zuletzt brachte sie in Krefeld/Mönchengladbach Bunburry von Oscar Wilde heraus.

regie thirza bruncken

bühne und kostüme christoph ernst

dramaturgie bettina schültke / peter staatsmann

mit felicitas breest, jeanne devos, petra hartung; markus fennert, hagen ritschel, johannes schmidt, tobias schormann, michael wächter.

weitere vorstellungen:

samstag, 17. november 2012 / 19.30 uhr

sonntag, 25. november 2012 / 19.00 uhr

donnerstag, 13. dezember 2012 / 19.30 uhr

donnerstag, 27. dezember 2012 / 19.30 uhr

sonntag, 13. januar 2012 / 16.00 uhr

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