Gotthold Ephraim Lessings Klassiker von 1772 wird in dieser Inszenierung zu einer zeitlos modernen Parabel über die Macht der Leidenschaften und das Scheitern von Kommunikation. Alles Gesagte ist mehrdeutig: Liebesbeteuerungen, Racheschwüre, Bekenntnisse zu Treue und Tugend. Nur die Handlungen scheinen eine eindeutige Sprache zu sprechen: Den stummen Text der Hoffnungslosigkeit.
Seit der Prinz Hettore Gonzaga die Bürgerstochter Emilia Galotti getroffen hat, ist ihm alles andere gleichgültig. Aber auch ihr, die nur ihrem Gott ergeben ist und ihren Verlobten Graf Appiani zu lieben glaubt, scheint alles verwandelt. Nach einer flüchtigen Begegnung in der Kirche ahnen und fürchten beide etwas, doch es bleibt so gut wie ungesagt.
Die Handlung des Stückes setzt eines Morgens wenige Wochen nach der fatalen Begegnung ein. Der Prinz hat sich in seiner Liebe zu Emilia hoffnungslos verrannt. Als er wenig später erfährt, dass Emilia in zwei Stunden die Frau des Grafen Appiani werden soll, gerät er in Panik. Von nun an fügen sich Fehlberechnungen und Fehlhandlungen auf unheimliche Weise ineinander – alle zusammen führen zur Katastrophe.
Die Inszenierung von Michael Thalheimer ist sehr konzentriert und wird teilweise sogar für Berliner Verhältnisse in extremer Geschwindigkeit gesprochen. Die 75 Minuten Spieldauer sind ein Zeichen für die radikale Poesie, die hier gesucht wurde. Zuschauerinnen und Zuschauer, welche die integrale Fassung kennen lernen oder wieder hören möchten, sind zur Schauspiel-Lesung Emilia Galotti - am 4. Mai um 20 Uhr im Theater Winterthur, mit freiem Eintritt - eingeladen.
Regie: Michael Thalheimer
Musik: Bert Wrede nach "Yumei's Theme" von Shigeru Umebayashi
Bühne und Kostüme: Olaf Altmann
Emilia Galotti: Regine Zimmermann, Hettore Gonzaga: Sven Lehmann, Marinelli: Ingo Hülsmann, Gräfin Orsina: Nina Hoss, Claudia Galotti: Kathrin Klein, Odoardo Galotti: Peter Pagel, Graf Appiani: Henning Vogt
Preise: 25.- bis 60.-
Vorverkauf an der Theaterkasse Tel. 052 267 66 80 oder www.theater-winterthur.ch