„Wir alle kennen das Gefühl permanenter Eile und den gleichzeitigen Eindruck, dennoch das Beste zu verpassen. Wer sich immer neuen Herausforderungen stellen, muss sich verändern. Voraussetzung dafür ist die Wiederherstellung von Zusammenhängen. Um die Jetztzeit bewusst erleben und gestalten zu können, müssen wir einen Umgang mit dem Erbe finden, die persönliche und kulturelle Vergangenheit als Vermächtnis begreifen, zu dem man sich selbst intellektuell und emotional positionieren muss“, so Niermeyer. Diese Auseinandersetzung könne man als Last, aber auch als Chance oder Bereicherung wahrnehmen, in jedem Fall aber als Auftrag.
Konkret wird das Thema in vielen der insgesamt neun Stücken im Großen, acht im Kleinen Haus. Mit insgesamt acht Uraufführungen bildet die neue Dramatik wieder einen Schwerpunkt im Programm: Neben neuen Auftragsarbeiten von Martin Heckmanns und Kathrin Röggla, Jan Neumanns „Herzschritt“, Projekten von Christiane Pohle und Rimini Protokoll, einem Piaf-Abend von Juliane Kann und einer neuen Uraufführung des Autorenlabors ist das größte Projekt die Umset-zung von „Joseph und seine Brüder“ nach Thomas Mann für die Bühne. Nach seiner erfolgreichen Bearbeitung der „Buddenbrooks“ hat sich John von Düffel im Auftrag des Schauspielhauses des mehrbändigen Romans angenommen. Auch drei der vier Eigenproduktionen des Jungen Schauspielhauses sind Uraufführungen. Hinzu kommen weitere Koproduktionen.
Mit Andreas Kriegenburg, Karin Henkel, Christiane Pohle, Stefan Bachmann, Luk Perceval und Rimini Protokoll gehören einige der wichtigsten deutschsprachigen Theatermacher zur Riege der Regisseure, die Niermeyer für die Spielzeit 2008/09 nach Düsseldorf holen wird. Neben dem leitenden Regisseur Stephan Rottkamp werden auch die junge Regisseurin Julia Hölscher, die im vergangenen Jahr den Preis der Körber-Stiftung Hamburg erhielt, und Hermann Schmidt-Rahmer jeweils zwei Arbeiten in Düsseldorf präsentieren. Außerdem dürfen sich die Zuschauer auf ein Wiedersehen mit Michael Talke, Joachim Schlömer und Daniela Löffner freuen. Karin Neu-häuser und Peter Eschberg stellen sich erstmals mit Inszenierungen in Düsseldorf vor.
Mit großer Spannung wird die Eröffnung der neuen Spielstätte Central in der Alten Paketpost am Hauptbahnhof erwartet. Sie soll sich als Forum für internationales Gegenwartstheater etablieren. Die seit vielen Jahrzehnten bestehenden internationalen Verbindungen des Schauspielhauses (u.a. im Rahmen der Union des Théâtres de L’Europe, U.T.E.) erhalten hier den benötigten Raum für eine nachhaltige Weiterentwicklung. Die internationalen Netzwerke sollen ausgebaut, neue Kooperationsprojekte entwickelt werden. So wird das Schauspielhaus erstmals in Deutschland Einblick in die zeitgenössische Dramatik Chinas geben. Rimini Protokoll beschäftigt sich in seinem neuen Projekt mit Istanbul, das Autorenlabor kooperiert mit dem Habimah (National Theater) in Tel Aviv (Israel). Weitere Projekte sind in Planung.
Auch die wichtigsten personellen Veränderungen stellte Niermeyer kurz vor.
Wenige Veränderungen gibt es beim Leitungsteam zu verzeichnen: Dramaturgin Andrea Schwieter wechselt als Chefdramaturgin an das Schauspielhaus Zürich zu Barbara Frey, gemeinsam mit dem Künstlerischen Betriebsdirektor Tom Till, der dort wieder in gleicher Position tätig sein wird. Als neuer Künstlerischer Betriebsdirektor kehrt Andreas Kornacki vom Deutschen Schauspielhaus in Hamburg nach Düsseldorf zurück. Christina Zintl, bisher Bayerisches Staatsschauspiel, verstärkt die Dramaturgie.
Im Ensemble gibt es große Kontinuität. Als Neuzugänge kommen Xenia Snagowski, Matthias Fuhrmeister und Lisa Arnold ans Haus, Milian Zerzawy wird festes Ensemble-Mitglied, nachdem er Anfang dieser Spielzeit bereits in Stephan Rottkamps Inszenierung von „Diesseits“ zu sehen war. Tina Amon Amonsen, Sina Ebell, Friederike Linke und Viola Pobitschka verstärken das Ensemble im Jungen Schauspielhaus. Beide Ensembles werden im Herbst wieder gemeinsam auf der Bühne des Großen Hauses stehen und für Zuschauer ab 6 Jahren Erich Kästners „Emil und die Detektive“ zeigen.
Die Stücke:
Der Fall der Götter
nach Nicola Badalucco, Enrico Medioli und Luchino Visconti
Inszenierung Karin Henkel
Premiere 19. September 2008, Großes Haus
Eines langen Tages Reise in die Nacht
von Eugene O’Neill
Inszenierung Julia Hölscher
Premiere 20. September 2008, Kleines Haus
Don Carlos
von Friedrich Schiller
Inszenierung Michael Talke
Premiere 27. September 2008, Großes Haus
Warten auf Godot
von Samuel Beckett
Inszenierung Peter Eschberg
Premiere 12. Oktober 2008, Kleines Haus
Die Familie Schroffenstein
von Heinrich von Kleist
Inszenierung Stephan Rottkamp
Premiere 18. Oktober 2008, Großes Haus
Uraufführung
Herzschritt
von Jan Neumann
Premiere 07. November 2008, Kleines Haus
Emil und die Detektive
von Erich Kästner
Inszenierung Frank Panhans
Premiere 08. November 2008, Großes Haus
Gemeinsam mit dem Jungen Schauspielhaus
Der gute Mensch von Sezuan
von Bertolt Brecht
Inszenierung Stefan Bachmann
Premiere am 6. Dezember 2008, Großes Haus
Uraufführung
Non, je ne regrette rien
von Juliane Kann
Inszenierung Daniela Löffner
Premiere 13. Dezember 2008, Kleines Haus
Pariser Leben
von Jacques Offenbach
Libretto von Henri Meilhac und Ludovic Halévy
Inszenierung Hermann Schmidt-Rahmer
Premiere Januar 2009, Großes Haus
Uraufführung
Ein neues Stück
von Martin Heckmanns
Inszenierung Amélie Niermeyer
Premiere Februar 2009, Kleines Haus
Uraufführung
Joseph und seine Brüder
nach Thomas Mann
von John von Düffel
Premiere Februar 2009, Großes Haus
Kasimir und Karoline
von Ödön von Horváth
Inszenierung Karin Neuhäuser
Premiere März 2009, Großes Haus
Uraufführung
Die Beteiligten
von Kathrin Röggla
Inszenierung Stephan Rottkamp
Premiere März 2009, Kleines Haus
Uraufführung
Zeitrisse
ein Projekt von Christiane Pohle
Inszenierung Christiane Pohle
Premiere April 2009, Kleines Haus
Stella
von Johann Wolfgang Goethe
Inszenierung Andreas Kriegenburg
Premiere April 2009, Großes Haus
Der Auftrag
von Heiner Müller
Inszenierung Joachim Schlömer
Premiere Mai 2009, Kleines Haus
Düsseldorf, mon amour (3)
Ein Projekt von Luk Perceval
Inszenierung Luk Perceval
Präsentation im Frühjahr 2009
Central in der Alten Paketpost:
Gegenwartstheater aus China
März 2009
Uraufführung
Warten
Rimini Protokoll
April 2009
Uraufführung
Autorenlabor + Autorenlabor international (Deutschland/Israel)
Mai 2009
Junges Schauspielhaus:
Frühlings Erwachen! (Live Fast – Die Young)
nach Frank Wedekind
von Nuran David Calis
Premiere 06. September 2008, Bühne, ab 14 Jahren
Uraufführung
Was macht der Eisbär im Kühlschrank?
von Manuel Schöbel
Premiere am 25. Oktober 2008, Bühne, ab 9 Jahren
Uraufführung
Alice: im Wunderland!
von Katrin Lange
nach Motiven von Lewis Carroll
Premiere Februar 2009, Bühne, ab 6 Jahren
Uraufführung
Nenn mich einfach Axel
nach Hansen/Bovin von Boris Pfeiffer
Premiere April 2009, Bühne, ab 10 Jahren
Koproduktionen des Jungen Schauspielhauses
Uraufführung
Major Dux oder: Der Tag an dem die Musik abgeschafft wurde
von Martin Baltscheit mit Musik von Sandra Weckert
Uraufführung 24. September 2008, ab 10 Jahren
Koproduktion mit dem Altstadtherbst und der Clara-Schumann-Musikschule
Uraufführung
Lotte und Luis. Das doppelte Lottchen
von Katja Hensel nach dem Roman von Erich Kästner
Uraufführung Februar 2009, Studio, ab 6 Jahren
Koproduktion mit dem freien Theater „Hensel & Heynen“
Ausführliche Informationen zum gesamten Programm gibt es im neuen Spielzeitheft des Schauspielhauses, das an der Theaterkasse (Tel. 0211 – 36 99 11) erhältlich ist.