Karl Schönherr (1867-1943) zeigt die Enge und Nähe innerhalb einer Familie als Nährboden für Lügen, Misstrauen und ständiges Belauern. Für Regisseurin Irmgard Lübke ist dabei besonders eindrücklich, dass die Erwachsenen die Kinder dazu missbrauchen, ihre eigenen (Lebens)lügen zu unterdrücken und zu vertuschen. Verschärft wird die Situation durch die Verortung in einem kleinen Dorf, das Missgunst
und gegenseitige Kontrolle begünstigt.
1905 wurde Familie am Wiener Burgtheater uraufgeführt, ein Jahr später war das Stück in Innsbruck zu sehen – danach verschwand es von den Spielplänen, vermutlich wegen der irrtümlichen Annahme, es würde sich lediglich um einen Vorläufer der 1913 entstandenen Kindertragödie handeln. Auch wenn die beiden Stücke miteinander zu tun haben, so ist doch Familie ein eigenständiges, höchst packendes Werk. Während die Kindertragödie eine Familientragödie in prekären Verhältnissen aus Sicht der Kinder schildert, spielt Familie in einem Haushalt, in dem es an nichts mangelt – außer an Wärme.
Schönherr ist ein Meister der Aussparung, bei dem weniger das, was die Figuren sagen, als das, was sie verschweigen, aufwühlt. Er demontiert mit der Geschichte um die Rettung eines Kindes und der verhängnisvollen Verquickung der Eltern mit dem Retter die Familie als Institution. Damit bewegt er sich in der Nähe von Arthur Schnitzler und Henrik Ibsen, deren Stücke immer wieder um das Thema Lebenslüge kreisen. Auf Anregung Ekkehard Schönwieses vom Theater Verband Tirol präsentiert das TLT mit Familie eine echte Wiederentdeckung.
REGIE
Irmgard Lübke
BÜHNE & KOSTÜME
Helfried Lauckner
MIT
Herr Rüttling ........................ Helmuth A. Häusler
Frau Rüttling ........................ Ute Heidorn
Nantchen ............................ Nikola Rudle
Henner ............................... Christoph Schlag
Rosa .................................. Lisa Hörtnagl
Frau Lieblein ........................ Ulrike Lasta
Frau Traut ........................... Eleonore Bürcher
Pfarrer von Altenhof ............... Johann Nikolussi
Günther .............................. Stefan Riedl
Julander .............................. Gerhard Kasal
WEITERE VORSTELLUNGEN
Jänner: 23. (20.00), 24.(20.00), 30.(20.00)
Februar: 23.(19.30)
März: 5. (20.00), 7. (20.00), 14. (20.00), 21. (20.00)
April: 2. (20.00)
EINFÜHRUNGSMATINEE ZU
FAMILIE
Fatale Familienbande
Sonntag, 5. Jänner 2014, 11.00 Uhr,
Foyer Großes Haus, Eintritt fre