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„Faust I“ und „Faust II“ von Johann Wolfgang von Goethe im im Thalia Theater Hamburg

Die Premiere beider Teile ist am 30. September 2011 um 17 Uhr. -----

Am Ende wird nichts gewonnen sein. Seinsgewissheit nicht, keine Welt. Auch wenn die sich dienstfertig kolonisieren ließ – eines Tages wird die Natur sich zurückholen, was ihr der teuflische Faust gewaltsam entriss, der Mensch erkennen, dass Zerstörung schuf, was Freiheit verhieß.

Das diesseitige Ende des „Faust II“ könnte apokalyptischer nicht sein: nach dem Abgesang auf die Liebe in „Faust I“ nun jener auf die Vision des neu schöpfenden Menschen bzw. auf das emphatische Projekt der (kapitalistischen) Moderne. Und tatsächlich: was sind schon drei Tote und eine verrückt gewordene Geliebte als tragische Bilanz eines an der Unergründlichkeit des Lebens Leidenden, durch einen Teufelspakt aber auf Augenhöhe mit seinen Allmachtsfantasien erhobenen Gelehrten. Was ist schon diese Bilanz von „Faust I“ gegen die große, durchrationalisierte Gewimmel- Welt, die der Prothesengott Faust schließlich im zweiten Teil hinterlässt?

 

Dass Faust uns heute als unseresgleichen anmutet, ist verstörend. Von unserer Welt und ihrer Entstehung erzählt Goethe: einer durchbefreiten Gesellschaft von Radikalindividualisten, unfähig zu Gemeinschaft und Arbeit an kollektivem Sinn. „Löse dich von allen äußeren, das Ich einschnürenden Einflüsterungen“, ruft Mephisto diesem Faust zu: von den zweifelnden, skrupulösen, gedankenschweren, den Stimmen des Vergangenen und Ideellen. Des Teufels Lied geht so: Sei dein eigener Maßstab! Wie sehr es dem ganz anderen ähnelt, jenem von der Ohnmacht des allein auf sich selbst zurück geworfenen Menschen, seiner Liebesunfähigkeit, Rastlosigkeit, Depression – das ahnen wir. Wir, die unseligerweise vielleicht idealen Leser Goethes. In unserem Stammbuch funkeln seine Gedanken hell.

 

Das Thalia Theater und Nicolas Stemann haben sich vorgenommen, den gesamten „Faust“ zur Aufführung zu bringen: ein Vorhaben, das die gewöhnlichen Produktionsbedingungen sprengt. Bereits im Juni 2010 hatte Nicolas Stemann die Erarbeitung mit einer ersten achtwöchigen Probenphase begonnen, die er, wie die zweite von Ende April 2011, in exklusive, öffentliche Proben im Thalia Theater überführte. Ende Juli 2011 hatte „Faust I + II“ nach weiteren Proben auf der Perner Insel bei den Salzburger Festspielen Premiere. Von Hamburg aus gesehen ist dies nur eine weitere Etappe für das Team um Stemann, um endlich zu Beginn der Spielzeit 2011/2012 an den Ort der ursprünglichen Entstehung zurückzukehren: als großer Abend mit beiden Teilen und als Einzelaufführungen von „Faust I“ und „Faust II“ am Thalia Theater in Hamburg.

 

Regie Nicolas Stemann

Bühne Thomas Dreißigacker/Nicolas Stemann

Kostüme Marysol del Castillo

Musik Thomas Kürstner, Sebastian Vogel

Korrepetition Burkhard Niggemeier

Video Claudia Lehmann Videomitarbeit Eike Zuleeg

Dramaturgie Benjamin von Blomberg

 

Ensemble Faust I Philipp Hochmair, Sebastian Rudolph, Patrycia Ziolkowska sowie Friederike Harmsen (Gesang), Franz Rogowski (Tanz) und die Musiker Thomas Kürstner, Burkhard Niggemeier, Sebastian Vogel

 

Ensemble Faust II Philipp Hochmair, Barbara Nüsse, Josef Ostendorf, Sebastian Rudolph, Birte Schnöink, Patrycia Ziolkowska sowie Friederike Harmsen (Gesang), Franz Rogowski (Tanz), Felix Loycke/Florian Loycke (Puppenspiel) und die Musiker Thomas Kürstner, Burkhard Niggemeier, Sebastian Vogel

 

Eine Koproduktion mit den Salzburger Festspielen

Premiere bei den Salzburger Festspielen (Perner Insel) am 28. Juli 2011.

 

Nur am 30. September, 1. und 3. Oktober. Danach beide Teile zusammen nur noch an wenigen exklusiven Terminen.

 

Die neue Theater-Gastronomie "Weltbühne" sorgt in den Pausen mit einem Marathon-Menue für das leibliche Wohl.

 

Das Parkhaus in der Europapassage hat bis zum Ende der Vorstellung zur Ausfahrt geöffnet.

 

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