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FLANEUR – DER KONGRESSFLANEUR – DER KONGRESSFLANEUR – DER KONGRESS

FLANEUR – DER KONGRESS

5. und 6. Juni 2009 im schauspielfrankfurt, auf dem Willy-Brandt-Platz und im urbanen Labyrinth Frankfurts

Kunst, Theorien und Gespräche im Gehen, Sitzen und Liegen,

Der Flaneur protestiert. Gegen Eile und Effizienz. Gegen Arbeit und kapitalistische Verwertungslogik. Gegen Zeitökonomie.

Er steht für Müßiggang, Nicht-Verwertbarkeit, Entzug und Risiko. Für Sich-Zeit-Nehmen, Ziellosigkeit und für den Blick auf das Schöne. Der Flaneur ist eine Sehnsuchtsfigur. Und die Sehnsucht nach ihm befördert uns in ein Feld zwischen Beschleunigung und Entschleunigung, Gehen und Verweilen, Müssen und Nicht-Müssen, distanziertem Beobachten und teilnehmendem Denken und Handeln. Genau in diesem Zwischenraum werden sich zwei Tage lang Künstler und Theoretiker auf die Suche nach dem Flaneur und den Strategien seiner Alltagspraxis begeben.

5. Juni 2009, Beginn: 16.00 Uhr

6. Juni 2009, Beginn: 14.00 Uhr

Treffpunkt jeweils auf dem Willy-Brandt-Platz vor dem schauspielfrankfurt.

Kuratorin: Claudia Plöchinger

Ausstattung: Jo Schramm, Birgit Kellner

Dramaturgie: Nadine Vollmer

Das Programm

It’s ok to hang around?! Der Willy-Brandt-Platz als Durchgangsort par excellence verbindet sich mit der angrenzenden Parkanlage neben der Europäischen Zentralbank. Der Bühnenbildner

Jo Schramm installiert über das Areal verteilte, stehende und sich drehende Inseln. Dort kann man sich bewegen und innehalten, den Blick umherschweifen lassen, das Tempo verändern, die Perspektive wechseln, Radio hören, die Picknickkörbe teilen und sich mit Experten aus Theorie und Praxis zu Inselgesprächen treffen.

Der Flaneur ist auf der Suche nach Zerstreuung. Der Kongress auch. Jeder Kongressteilnehmer erhält ein eigenes tragbares Radiogerät und der Kongress ein temporäres Radiostudio. Der Besucher findet die mediale Zerstreuung im weitläufigen Raum des Hörfunks und wird mitgenommen auf Streifzüge von Insel zu Insel und hinaus in den urbanen Raum. Klaus Walter, Frankfurter Autor und Radiomoderator, und Armin Chodzinski, Künstler, Performer und Publizist aus Hamburg, werden gemeinsam akustisch durch das Kongressprogramm flanieren. Sie werden es beobachten, begleiten, musikalisch kommentieren und mit den Kongressteilnehmern über Call-In – direkt vom Kongress ins Radiostudio – Thesen und Fragen rund um den Flaneur nachgehen.

Das Hamburger Performancekollektiv LIGNA lädt ein, mit dem Radio die Möglichkeiten der Flanerie in den kontrollierten Passagen des Konsums und der Diffusion von Geld, Waren und Gesten zu erkunden und die zwielichtige Figur des Flaneurs zu aktualisieren.

Müssen wir gehen, um Denken zu können? Die Leipziger Audiokünstlerin Julia Krause wird die Besucher im Foyer des Schauspiels in Bewegung versetzen. Sie schickt sie mit ihrem Hörspiel GEGANGEN WERDEN auf ein Fitnesslaufband. Das Hören interagiert mit dem Gehen und bietet die Möglichkeit, das Zusammenspiel von Gehen, Denken und Geschwindigkeit zu testen und die Erfahrung als Methode für den eigenen Alltag mitzunehmen.

Die Künstler Andrea Sonnberger (München) und Gustavo Ciríaco (Rio de Janeiro) sind im Stadtraum unterwegs. Ihre Arbeit HERE WHILST WE WALK handelt vom Gehen in der Stille und der Verfeinerung der Wahrnehmung. Schweigend, für sich allein und gemeinsam mit der Gruppe, zusammengehalten von einem Gummiband, wird durch den urbanen Raum gewandert. Die Besucher übernehmen die Rolle des Darstellers und sind zugleich Publikum ihrer selbst und ihrer Umwelt.

Der Abend gehört eine Zeit lang den Ensemblemitgliedern des schauspielfrankfurt, die sich alle in Wanda Golonkas Inszenierung von Peter Handkes DIE STUNDE DA WIR NICHTS VONEINANDER WUSSTEN begegnen. Zum Abschied nach acht Jahren gemeinsamer Arbeit am schauspielfrankfurt erzählen sie ohne Worte und nur durch Bewegung von Begegnungen im Vorübergehen, vom Anfangen und Weitermachen, von Zu- und Abneigungen, vom Über-Leben und von Erinnerungen, die zu Übergängen in die Zukunft werden – Anstöße für Visionen und Phantasien.

Nach der Vorstellung begeben sich die Besucher in den urbanen Raum und erproben das kollektive Flanieren. Die Hamburger Band Knarf Rellöm Trinity, bestehend aus Knarf Rellöm, DJ Patex und Viktor Marek, entwickelt für den Kongress essentielles Liedgut rund um das Gehen, die Zeit, den Müßiggang und das Tempo. Sie folgen gemeinsam mit den Besuchern dem LKW, der ihnen als Bühne dient, und der sich, gleich einer Schildkröte oder gleich einem Windhund, aufmacht in das Frankfurter Straßennetz. Sie durchstreifen die nächtliche Innenstadt und übergeben immer wieder das Wort an Jürgen Kuttner. Kuttner, der vor über 10 Jahren das Format des Videoschnipselvortrags an der Volksbühne Berlin entwickelte, verlässt den Theaterraum. Seine Videoschnipsel, die vom LKW aus direkt auf die Fassaden projiziert werden. öffnen die Tür zu Orten, die auf dem Weg durch die Frankfurter Nacht passiert werden. Allem voran geht natürlich ein ausführlicher und rasanter Kommentar über Verbindung und Kontext von Orten und Videoschnipsel von Jürgen Kuttner, dem Meister der Beobachtung am Detail.

Das detaillierte Programm mit allen eingeladenen Gästen aus Kunst und Wissenschaft finden Sie ab Anfang Mai auf www.schauspielfrankfurt.de!

Bitte denken Sie an bequemes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung! Sie sind eingeladen Ihr eigenes Taschenradio mitzubringen.

Treffpunkt jeweils auf dem Willy-Brandt-Platz vor dem schauspielfrankfurt

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