Sie suchen immer neue Herausforderungen im Reich der Sinne, denn die Liebe, die sie einst füreinander empfanden, scheint erloschen.
Ihr Unvermögen, einander das wahre Gefühl zugestehen, das Verlangen nach Macht über die Seelen und Körper anderer Menschen treibt sie und die Opfer ihrer gefährlichen Liebschaften in ausweglose Situationen.
Weder Merteuil noch Valmont vermögen sich an ihre eigenen Spielregeln zu halten.
Das »Kriegsspiel« der beiden Libertins kennt am Ende keinen Sieger: der wahren Empfindung sind ihre Waffen nicht gewachsen.
Gefährliche Liebschaften, einer der berühmtesten Briefromane des 18. Jahrhunderts, zeigt den Mikrokosmos einer dekadenten Adelswelt am Vorabend der französischen Revolution. Der Krieg der Gefühle, geführt mit psychologischem Kalkül und formvollendeten Intrigen, galt als Beispiel für die Verkommenheit und Nutzlosigkeit des Adels.
Heiner Müllers Bearbeitung des Stoffes (Quartett) variiert das Thema, seine Figuren agieren in einem überzeitlichen Raum (vor der französischen Revolution und nach dem dritten Weltkrieg) und zeigen die Abgründe des Sexus, aber auch die Spielarten der Suche nach verlorener Liebe. Hilflos noch in ihrer Bösartigkeit und getrieben von der Sehnsucht nach Verschmelzung scheitern sie an Verhältnissen, die eine wahrhaft befreite Sexualität unterdrücken.
Christopher Hamptons Dramatisierung von Choderlos de Laclos’ Roman wiederum erzählt eine Geschichte der Verirrungen und Wandlungen der Liebe, die die Akteure auch die höchste Glückseligkeit empfinden lässt - vor dem Absturz.
In der Zusammenführung verschiedener Lesarten und Deutungen des Stoffes an einem Theaterabend gewinnt das Thema der »Gefährlichen Liebe« Tiefenschärfe und Lebendigkeit - ohne »Moral von der Geschichte«.
Eva-Maria Voigtländer
Regie: STEPHAN KIMMIG
Bühne: KATJA HASS
Kostüme: Barbara Drosihn
Licht: Matthias Vogel
Dramaturgie: Eva-Maria Voigtländer
Körperarbeit: Norbert Steinwarz
Mit:
MAREN EGGERT, Markus Graf, Lisa Hagmeister, FELIX KNOPP, Heike Koslowski, Katharina Matz, Christoph Rinke, Susanne Wolff
Eine Koproduktion der RuhrTriennale mit dem Thalia Theater Hamburg.
Veranstaltungen: 9., 10., 12., 13., 15., 16. September