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Globalisierte Nomaden am Churer Herbst

Fr. 31. Oktober, Sa 1. November, 20 Uhr

Das Theater Chur eröffnet die Saison mit «Airport Kids» von Lola Arias und Stefan Kaegi. Die Spezialisten des Neuen Dokumentartheaters zeigen Kinder, deren Heimat die Flughäfen der Welt sind.

Kinder wie Rollkoffer

Für ihre neuste Arbeit «Airport Kids» haben Lola Arias und Stefan Kaegi die Idealbesetzung zwischen internationalen Klosterschulen, der Nestlé-Zentrale und dem olympischen Komitee von Lausanne gesucht und junge Nomaden von heute gefunden. Kinder wie Rollkoffer. Söhne und Töchter von Eltern, die in den Kadern multinationaler Konzerne arbeiten, heute Singapur, nächstes Jahr Lausanne. Kinder auf den Flughäfen der Welt. Oder adoptierte Kinder mit zwei Nationalitäten, die von einem Land ins nächste ziehen, aber das Gefühl haben, immer am gleichen Ort zu sein. «Third Culture Kids» werden diese Kinder von Soziologen genannt: keine Migranten, aber immer bereit zum Aufbruch. Sie kommen aus Rumänien, Afrika, China, Brasilien. Sie lernen neue Sprachen und diplomatische Codes, damit sie weder Schweizer, Kanadier noch Japaner werden. Sie sind Kinder einer dritten Kultur.

Was bringt die Zukunft?

Lola Arias und Stefan Kaegi haben acht dieser jungen Nomaden nach ihren Utopien für die Zukunft befragt. Aus Gesprächen und den Befragungen der Kinder haben sie einen Theaterabend gebaut, den eben diese Kinder selbst spielen. Der Bühnenbildner Dominic Huber hat für sie einen Hangar mit Gepäckcontainern gebaut, in denen die Kinder ihre Traum- und Lebenswelt installiert haben mit Puppen oder dem Schlagzeug, als Urwald oder Astronautenkapsel. Aus diesen mobilen, aber geschützten Kammern heraus erzählen die Kinder aus ihrem Leben und stellen Fragen: Wie wird die Welt, wenn sie erwachsen sind? Werden auch sie einmal Kader von internationalen Firmen? Neue Rationalisierer des globalen Kapitals? Oder enden sie als Flüchtlinge? Obdachlose? Wo leben sie jetzt und wovon träumen sie? Heute wachen sie in Dubai oder Los Angeles auf, morgen könnte ihr Wohnort Moskau oder Kerala heissen.

Lola Arias und Stefan Kaegi

Stefan Kaegi, Jahrgang 71, ist in Solothurn aufgewachsen. Er hat in Zürich Kunst und in Giessen angewandte Theaterwissenschaften studiert. In unterschiedlichen Konstellationen inszeniert er in Europa und Südamerika dokumentarische Theaterstücke. Mit «Mnemopark» gewann er 2005 den Hauptpreis der Jury beim Festival «Politik im Freien Theater» und wurde darauf zum Festival d’Avignon eingeladen. Die von ihm mitgegründete Gruppe «Rimini Protokoll» gilt als Erfinderin des «Reality Trends auf den Bühnen» (Theater der Zeit). Im Zentrum seiner Arbeit stehen Menschen, die Spezialisten zu einem Thema, aber keine Schauspieler sind. Den Proben zu den Stücken gehen umfangreiche Recherche-, Casting- und Konzeptionsprozesse voraus.

Die Autorin, Sängerin, Schauspielerin und Regisseurin Lola Arias ist 1976 in Buenos Aires geboren, wo sie die «Compania Postnuclear» gegründet hat. In ihren Arbeiten versucht sie dem Verhältnis von Fiktion und Realität auf die Spur zu kommen. Dabei arbeitet sie mit einem Ensemble aus Laien und Profis, Schauspielern, Tänzern, Sängern und Kindern. Lola Arias lebt heute in Buenos Aires und zeigt ihre Stücke in Argentinien, Chile, den USA und in Europa.

Konzept und Regie: Lola Arias, Stefan Kaegi, Bühne und Licht: Dominic Huber, Video: Bruno Deville, Musik: Stéphane Vecchione. Mit: Oussama Braun, Patrick Bruttin, Raluca Ionesc, Julien Ho, Kristina

Kovalevskaya, Aline Lidia de Mello Morais, Clyde Philippoz, Sarah Serafim.

Produktion:Théâtre Vidy- Lausanne. Koproduktion: Festival d’Avignon 2008,

Hebbel-am-Ufer, Berlin, Theater Chur

Einführung am 31.10.: 19.15 Uhr im Seitenfoyer, Publikumsgespräch im Anschluss an die Vorstellung vom 1. November

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