Mit Glucks Version des Mythos um den trauernden Orpheus, der in die Unterwelt herabsteigt, um seine geliebte Euridice von den Toten zurückzuholen, entwickelte sich aus der traditionellen »Opera seria« eine »Azione theatrale« neuen Zuschnitts, in der Figuren mit ihrem wirklichen, authentischen Fühlen und Ausdrucksstreben in den Mittelpunkt gestellt wurden. Es entstand ein Werk, das gleichsam zum Inbegriff der klassischen Reformoper wurde. Mit der Uraufführung von »Orfeo ed Euridice« Anfang Oktober 1762 am Wiener Burgtheater wurde ein neues Kapitel der Operngeschichte aufgeschlagen.
Vor nunmehr zwanzig Jahren wurden die FESTTAGE- (dieses Jahr vom 18. - 28. MÄRZ) -von Daniel Barenboim ins Leben gerufen, seither ziehen sie immer an und um die Ostertage viele Berlinerinnen und Berliner sowie zahlreiche Gäste aus Deutschland und der Welt in der Staatsoper und in der Philharmonie in ihren Bann. Die FESTTAGE haben eine große Ausstrahlungskraft entwickelt, hervorgerufen durch außergewöhnliche künstlerische Ereignisse und Leistungen, durch Spitzenkünstler auf der Opernbühne und in den Konzertsälen, schließlich auch durch originelle Programmzusammenstellungen mit vielfältigen wechselseitigen Beleuchtungen.
Die FESTTAGE 2016 bieten mit der Neuproduktion von Glucks »Orfeo ed Euridice« und der Wiederaufnahme von Wagners »Parsifal« ein spannungsreiches Gegenüber zweier für die Operngeschichte essentieller Werke. Über alle stilistischen Unterschiede hinweg verbindet sie das Streben nach Wahrhaftigkeit — sowohl im Blick auf das Handeln der Protagonisten wie auf die generelle Aussage, die durch Text und Musik vermittelt werden soll. Beide Werke wird Daniel Barenboim dirigieren, die Inszenierung von Glucks meisterhaft gestalteter Reformoper liegt in den Händen von Staatsopernintendant Jürgen Flimm, während Wagners monumentales »Bühnenweihfestspiel« in der szenischen Lesart von Dmitri Tcherniakov zu erleben ist. Die fünf FESTTAGE-Konzerte schlagen den Bogen von Bach zur großen spätromantischen Sinfonik. Mit Martha Argerich, Yo-Yo Ma und Jonas Kaufmann sind glänzende Solisten am Werk: Gemeinsam mit Daniel Barenboim und den beiden beteiligten Orchestern, den Wiener Philharmonikern und der Staatskapelle Berlin, werden wie auch in den Jahren zuvor Konzerte der Extraklasse zu erwarten sein.
Die FESTTAGE-Premiere 2016 ist am 18. März Christoph Willibald Glucks »Orfeo ed Euridice« in einer Neuinszenierung von Jürgen Flimm unter der musikalischen Leitung von Daniel Barenboim. Für Jürgen Flimm und Daniel Barenboim ist es nach Verdis »Otello« im Jahr 2001 die erste künstlerische Zusammenarbeit seit 15 Jahren. Für beide ist diese Produktion außerdem ein Debüt: anlässlich des 20-jährigen Bestehens der FESTTAGE bringen sowohl der Intendant als auch der Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper erstmals in direkter Kooperation diese Reformoper auf die Bühne.
Als Orfeo ist Countertenor Bejun Mehta zu erleben, der zu den international führenden Interpreten dieser Partie zählt. Ihm zur Seite steht als Euridice Anna Prohaska. Bereits 2010 standen beide Sänger gemeinsam auf der Bühne der Staatsoper. Für ihre Darbietung von Händels »Agrippina« unter der musikalischen Leitung von René Jacobs wurden sie im Haus Unter den Linden gefeiert.
Nadine Sierra gibt in dieser Neuproduktion nicht nur ihr Haus-, sondern auch ihr Rollendebüt als Amor. Die 27-jährige amerikanische Sopranistin zählt zu den vielversprechenden Sängerinnen ihrer Generation und ist zurzeit die jüngste Gewinnerin der Metropolitan Opera National Council Auditions und der Marilyn Horne Song Competition. Ihre Debüts an der Opéra National de Paris sowie an der Metropolitan Opera New York und Mailänder Scala als Zerlina in »Don Giovanni« und Gilda in »Rigoletto« in der laufenden Spielzeit 2015/2016 wurden von Publikum und Presse gleichermaßen gefeiert.
Das Bühnenbild der Berliner »Orfeo«-Neuproduktion stammt von Architekt Frank O. Gehry – nach »Don Giovanni« in der Regie von Christopher Alden (2012) und Lucinda Childs sowie John Adams Tanzproduktion »Available Light« (1983) ist es seine dritte Arbeit als Bühnenbildner. Bekannt für unzählige private und öffentliche Gebäude in Amerika, Europa und Asien, zählen zu seinen bemerkenswertesten Projekten u. a. das Guggenheim-Museum Bilbao, das Tanzende Haus in Prag, die Walt Disney Concert Hall in Los Angeles, die Stiftung Louis Vuitton in Paris sowie das Kunst- und Medienzentrum Rheinhafen in Düsseldorf. Auch die Barenboim-Said-Akademie in Berlin erhält mit dem »Pierre Boulez Saal« einen von Frank O. Gehry entworfenen Konzertsaal, in dem künftig Kammer- und Orchesterkonzerte stattfinden werden.
Die Kostüme entwarf die renommierte Kostümbildnerin und Professorin an der Universität der Künste Berlin Florence von Gerkan, die bereits mehrfach mit Jürgen Flimm zusammengearbeitet hat, u. a. bei Händels »Il trionfo del Tempo e del Disinganno«.
Es singen und spielen der Staatsopernchor unter der Leitung von Martin Wright und die Staatskapelle Berlin.
ORFEO ED EURIDICE
Azione teatrale per musica
Text von Ranieri de’ Calzabigi
Musik von Christoph Willibald Gluck
Musikalische Leitung
Daniel Barenboim
Inszenierung
Jürgen Flimm
Bühnenbild
Frank O. Gehry
Kostüme
Florence von Gerkan
Choreographie
Gail Skrela
Olaf Freese
Video
Robert Pflanz
Chor
Martin Wright
Dramaturgie
Roman Reeger
Orfeo
Bejun Mehta
Euridice
Anna Prohaska
Amor
Nadine Sierra
Jupiter
Wolfgang Stiebritz
Tänzerinnen
Martina Borroni
Vanessa Cokaric
Susanne Eder
Angeliki Gouvi
Livia Delgado
Sarah Grether
Victoria McConenell
Tänzer
Roberto Pareira Barbosa
Aladino Rivera Blanca
Daniel Drabek
Chris Jäger
Oren Lazovski
Ronni Maciel
Staatsopernchor
Staatskapelle Berlin
In italienischer Sprache
mit deutschen Übertiteln
Weitere Vorstellungen am 23. und 27. März
Staatsoper im Schiller Theater
Am Sonntag, dem 13. März 2016 findet um 11:00 Uhr eine Einführungsmatinee zu »Orfeo ed Euridice« im Gläsernen Foyer des Schiller Theaters statt. Der Eintritt ist frei.
Eine Werkeinführung findet jeweils 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn statt.
Alle Termine, Tickets sowie weitere Informationen unter Tel. 030 20354-555 und www.staatsoper-berlin.de