Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Hans Fleischmann spielt "Ella" von Herbert Achternbusch. Theater HeidelbergHans Fleischmann spielt "Ella" von Herbert Achternbusch. Theater HeidelbergHans Fleischmann spielt...

Hans Fleischmann spielt "Ella" von Herbert Achternbusch. Theater Heidelberg

Premiere Mi 01.04.2015, 20.00 Uhr, Zwinger1 (Heidelberg Altstadt, Zwingerstr. 3-5). -----

Ella lebt zusammen mit ihrem Sohn Josef in einem Hühnerstall. Sie erzählt von ihrem kaputten Leben: „Meine Lebensgeschichte also die habe ich schon.“ Einmal begonnen, kann sie nicht mehr aufhören.

Oder ist es Josef, der hier erzählt? Die Lebensgeschichte einer Frau namens Ella als Geschichte einer Gefangenschaft – in der Familie, im Gefängnis, in der psychiatrischen Klinik. Die Geschichte handelt von der systematischen Vernichtung eines Menschen durch die Gesellschaft. Denn: Ellas Fluchtversuche scheitern. Was bleibt, ist die Revolte im Kopf. Das herzzerreißende Elend einer Frau wird durch den Zerrspiegel des Mannes, der sie spielt, zum Anlass für Gelächter. Mit bitterem Humor zeichnet der Autor Herbert Achternbusch in „Ella“, seinem ersten Theatertext (uraufgeführt 1978, Staatstheater Stuttgart), das unfassbare Porträt eines vom Leben benachteiligten Menschen. „Die Leute sollen lachen, aber vom Inhalt doch vergiftet werden, so dass sie das Schlimme eher unbewusst merken.“ (Herbert Achternbusch).

 

Herbert Achternbusch, 1938 in München geboren, ist nicht nur Schauspieler und Filmregisseur. Zuerst arbeitete er als Maler und Plastiker. In den 1960-er Jahren begann er mit dem Schreiben von Gedichten und kleinen Erzählungen. Nachdem der Suhrkamp-Verlag seinen ersten Erzählband verlegt hatte, wurde sein Erstlingsroman „Die Alexanderschlacht“ als bahnbrechend angesehen. Achternbusch avancierte im Bereich der jungen avantgardistischen Literatur der 70-er und 80-er Jahre. Diesen Eindruck vermittelte er umso mehr, als er 1977 den Scheck mit dem Preisgeld für einen vom Verleger Hubert Burda gestifteten Preis auf der Verleihungsveranstaltung verbrannte und diese protestierend verließ. Anfang der 1970-er Jahre begannen erste Arbeiten für den Schmalfilm. Er arbeitete u. a. mit W. Herzog und V. Schlöndorff. Nach den Erfahrungen als Filmschauspieler wechselt er die Seiten und übernahm auch Regien, schrieb Drehbücher und verband oft mehrere Aufgaben in Personalunion bei einem Film. Mit seinem Film „Das Gespenst“ löste er einen Skandal wegen vermeintlicher Blasphemie aus. Herbert Achternbusch schreibt auch regelmäßig für das Theater. So entstanden von ihm fast 30 Bühnenstücke. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, Preise und Nominierungen.

 

Als Schauspieler in diesem Ein-Personen-Abend ist Hans Fleischmann zu erleben, der dem Heidelberger Publikum bereits in zahlreichen Rollen auf den Bühnen begegnete. Regie führt Susanne Schmelcher, die als freie Regisseurin arbeitet. Sie ist auch u. a. Lehrbeauftragte für die Universität Mainz und am Tiroler Landestheater Innsbruck. Dort inszenierte sie die Deutschsprachige Erstaufführung von Sarah Berthiaumes „Yukonstyle“. Für das Theater und Orchester Heidelberg führte sie im Rahmen des Festivals „Born with the USA“ bei dem Stück „Amiwiesen“ Regie und inszenierte erst unlängst im Zwinger „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf.

 

Hans Fleischmann war u. a. am Bayerischen Staatsschauspiel, am Nationaltheater Mannheim und am Staatstheater Stuttgart engagiert. Er spielte Rollen wie ‚Hans‘ in „Minderleister“ (Regie Peter Palitzsch) und den ‚Sänger‘ in „Marat / Sade“ (Regie Johann Kresnik). Nach Gastauftritten am Staatstheater Wiesbaden, am Theater Dortmund und am Volkstheater München spielte er von 1993 bis 1997 am Berliner Ensemble und von 1999 bis 2001 an der Schaubühne Berlin. Anschließend war Hans Fleischmann Ensemblemitglied am Nationaltheater Mannheim, wo er auch ‚Engstrand‘ in „Gespenster“ und ‚Theobald Friedeborn‘ in „Das Käthchen von Heilbronn“ spielte. Zudem war er als freier Schauspieler z. B. als ‚Meister Anton‘ in „Maria Magdalena“ am Stadttheater Bielefeld, als ‚Puntila‘ in „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ am Staatstheater Saarbrücken sowie als Sprecher in „Eine Weise von Liebe und Tod“ an der Sagra Mucicala Maladestiana in Rimini zu sehen. Seit der Spielzeit 2011|12 ist Hans Fleischmann am Theater und Orchester Heidelberg engagiert. Hier erlebte ihn das Publikum bisher u. a. in „Die Orestie“, „König Ubu“ „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“, „Trommeln in der Nacht“, „Elektra“, „Die Möwe“, „Einer flog über das Kuckucksnest“, „Maria Stuart“, bei dem Festival „Born with the USA“ u. v. m. Eine seiner nächsten schauspielerischen Aufgaben nach „Ella“ wird in „Der nackte Wahnsinn“ (Premiere: Juli 2015) sein.

 

Tickets und weitere Informationen zum Stück: www.theaterheidelberg.de; 06221/5820.000

 

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 20 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EIN BEWEGENDER FEUERREITER -- Liedmatinee - Verleihung der Hugo-Wolf-Medaille in der Staatsoper Stuttgart

Die New York Times bezeichnete das Liedduo Christian Gerhaher (Bariton) und Gerold Huber (Klavier) als "größte Liedpartnerschaft der Welt". Dies betonte Kammersängerin Christiane Iven in ihrer…

Von: ALEXANDER WALTHER

NEUE SPHÄREN IM LICHTKEGEL -- Sao Paulo Companhina de Danca im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Mit der Deutschen Erstaufführung von "The Eight" gedenkt der Choreograph Stephen Shropshire des 200. Geburtstags von Anton Bruckner. In den Kostümen von Fabio Namatame erklingt das Finale von…

Von: ALEXANDER WALTHER

REIZVOLLES SPIEL MIT KLASSISCHEN FORMEN -- Konzertabend beim deutsch-türkischen Forum mit Gülsin Onay und Erkin Onay im Hospitalhof STUTTGART

Sie ist Staatskünstlerin der Türkei und eine renommierte Pianistin: Gülsin Onay. Sie trat auch mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf. Zusammen mit ihrem Sohn Erkin Onay (Violine)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EXPLOSIVE KLANGMISCHUNG -- "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky bei NAXOS (BR KLassik)

Nicht sonderlich erfolgreich geriet die Stuttgarter Uraufführung der einaktigen Oper "Eine florentinische Tragödie" von Alexander Zemlinsky im Jahre 1917 unter der Leitung von Max von Schillings. In…

Von: ALEXANDER WALTHER

Die ganze Wahrheit? -- „True Crime“ - Andrey Kaydanovskiy | Hege Haagenrud | Demis Volpi in der Deutschen Oper am Rhein

Drei tänzerische Perspektiven zu Wahrheit und Fiktion: Andrey Kaydanovskiy „Chalk“, Hege Haagenrud „The Bystanders“, Demis Volpi „Non-Fiction Études“  

Von: Dagmar Kurtz

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑