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Hans Rothe und seine Shakespeare-Übersetzungen

2016: Es ist hundert Jahre her, dass in Berlin ein dienstverpflichteter Student Shakespeares 300. Todestag zum Anlass nahm, „Macbeth“ zu lesen, zunächst im englischen Original, dann in der Übersetzung von Dorothea Tieck, und es kam ihm vor, als hätte er zwei Texte mit unterschiedlichem Gehalt kennengelernt.

Auch erschien ihm, als fleißigem Besucher von Reinhardts „Deutschem Theater“, das Stück im Jahre 1916 für die Bühne im Deutsch der Romantik ungeeignet. Darauf schrieb er einem Freund, dass es wichtiger sei, Shakespeare neu zu übersetzen, „als einen Krieg zu gewinnen“.

 

Dieser Student war Hans Rothe (1894 – 1978), dessen bewusst theatergerechte Übersetzung der Shakespeare-Stücke, die von 1920 an („Troilus und Cressida“ in Leipzig) bis 1969 („König Heinrich der Sechste“ in Münster) alle erfolgreich aufgeführt wurden, sich von vornherein Freunde und Feinde einhandelte. Die konservativen Wissenschaftler und Schlegel-Tieck-Verehrer der Deutschen Shakespeare Gesellschaft sorgten dafür, dass Goebbels 1936 die Übersetzung verbot und starteten einen neuen Angriff im Jahre 1959 mit dem Artikel „Sage mir, welchen Shakespeare du spielst, und ich sage dir, wer du bist.“in der „Zeit“.

 

Inzwischen hat sich die Gesellschaft posthum entschuldigt und Rothes Shakespeare wird auch in dieser Spielzeit noch aufgeführt („Hamlet“ am Badischen Staatstheater Karlsruhe). Die Rechte liegen beim Thomas-Sessler-Verlag in Wien. Eine Herausgabe seiner bisher unveröffentlichten Memoiren ist geplant.

 

Dr. Kay Carius

 

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