«Ich denke oft, dass ich nur zu einer einzigen Sache Talent habe… Mich zu Tode zu langweilen.» Viel hatte sich Hedda Gabler von ihrer Heirat mit dem Akademiker Jörgen Tesman er-hofft, doch bereits während der Hochzeitsreise wandelt sich die grosse Erwartung in herbe Enttäuschung. Der strebsame Kulturwissenschaftler kann den hohen Ansprüchen der stolzen Generalstochter Hedda mitnichten nachkommen. Auch der erhoffte gesellschaftliche Auf-stieg bleibt aus, denn Tesmans Karriere droht ins Stocken zu geraten. Die Rückkehr von Ei-lert Lövborg, Heddas einstigem Liebhaber und Jörgens direktem beruflichen Konkurrenten, führt Hedda die Enge ihrer lieb- und aussichtslosen Ehe endgültig vor Augen. Konfrontiert mit ihrer Vergangenheit, mit einstigen Wünschen und Träumen, erscheint ihr das selbst gewählte Gefängnis ekelhaft und grotesk. Angewidert ob ihrer eigenen Ohnmacht, ob ihrer Unfähigkeit zu leben, ergibt sich Hedda einem seltsam destruktiven Fatalismus und reisst innerhalb weni-ger Stunden sich selbst und ihr ganzes Umfeld ins Nichts.
Mit seinem 1891 in München uraufgeführten Drama «Hedda Gabler» traf der norwegische Dramatiker Henrik Ibsen (1828–1906) den Nerv der Zeit. Hugo von Hofmannsthal erkannte darin ein Werk «voller phantastischer Schatten und schwarzer Seen, stiller Spiegel, in denen man sich selbst erkennt, gigantisch vergrössert und unheimlich schön verwandelt». Meister-haft schildert Ibsen das düstere Schicksal der faszinierend-verstörenden Hedda und der Ge-sellschaft des «Fin de Siècle», in welcher unaufhaltsamer Fortschritt und Rückwärtsge-wandtheit schonungslos aufeinanderprallten. Bis heute hat das abgründige Drama nichts an Geheimnis, morbider Faszination und Sprengkraft eingebüsst.
Der in Polen geborene Regisseur Janusz Kica, soeben mit dem renommierten Prešeren-Preis, der höchsten nationalen Auszeichnung für Kultur des Staates Slowenien, ausgezeichnet, inszeniert zum zweiten Mal bei Theater Orchester Biel Solothurn. 2014 war von ihm hier «Eines langen Tages Reise in die Nacht» von Eugene O'Neill zu sehen. Kicas Arbeiten waren etwa am Theater in der Josefstadt, bei den Salzburger Festspielen und an zahlreichen weiteren Häusern in Deutschland, Österreich, Slowenien und Kroatien zu sehen.
Deutsch von Hinrich Schmidt-Henkel
Inszenierung Janusz Kica
Bühne und Kostüme Karin Fritz
Dramaturgie Adrian Flückiger
Jörgen Tesman, Privatdozent der Kulturgeschichte Jan-Philip Walter Heinzel
Hedda Tesman, seine Frau Atina Tabé
Juliane Tesman, seine Tante Barbara Grimm
Frau Elvsted Natalina Muggli
Richter Brack Günter Baumann
Eilert Lövborg Tim Mackenbrock
Werkeinführung jeweils 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn
Vorstellungsdaten
Solothurn, Stadttheater
Sa 05.03.16 19:00 Premiere
Di 08.03.16 19:30
Fr 18.03.16 19:30
Do 14.04.16 19:30
Sa 16.04.16 19:00
Mi 11.05.16 19:30
Biel, Stadttheater
Do 07.04.16 19:30 Premiere
Di 12.04.16 19:30
Fr 22.04.16 19:30
Sa 30.04.16 19:00
Mi 04.05.16 19:30
Auswärtige Vorstellungen
Do 17.03.16 20:00 Casino-Theater Burgdorf