Sein fehlender katholischer Glaube machte ihr eine weitere Beziehung mit ihm unmöglich. Schnier braucht Geld. Seine reichen Eltern will er nicht fragen, weil sie am Tod seiner Schwester schuld sind: Seine Mutter, eine ehemalige Nationalsozialistin, hatte Henriette dazu gebracht, sich im Februar 1945 freiwillig für die Flak zu melden. Der Vater widersprach dem nicht. In Bonn versucht Schnier, durch Telefonate zu erfahren, wo er Marie finden und an Geld kommen kann. Er hakt einen nach dem anderen ab, doch statt Hilfe zu finden, schnürt ihm die Verlogenheit und Doppelmoral seiner Mitmenschen im Wirtschaftswunderdeutschland die Brust zu. Immer noch ohne Geld und ohne Marie raucht Hans seine letzte Zigarette und geht zum Bonner Hauptbahnhof. Schlussendlich bleibt dem Clown nur der stille Protest des Scheiternden – er legt sich in die Gosse vorm Bahnhof und singt Kirchenlieder.
Mit Ansichten eines Clowns schrieb Böll Anfang der 60er Jahre einen Roman, in dem er den unreflektierten Wertewechsel der Deutschen vom Nationalsozialismus zur Bundesrepublik kritisiert. Folgerichtig stellt sich in dem Roman auch kein Anti-Katholizismus dar, wie dem Autoren oft vorgeworfen wurde, sondern Böll formuliert eine Kritik an der katholischen Kirche, die als Institution von ihren Anhängern eben jene unreflektierte Anpassung bis hin zum Gehorsam verlangt.
Inszenierung Dariusch Yazdkhasti
Bühne Jürgen Höth
Kostüme Katharina Kromminga
Dramaturgie Bernhard Krebs
Mit Benjamin Armbruster, Anna-Maria Kuricová, Claudia Mau, Sebastian Reck, Alexander Swoboda, Ingo Tomi, Silvia Weiskopf, Nils Zapfe
Weitere Termine im Mai: 05.05., 06.05., 07.05., 08.05., 09.05., 20.05., 27.05., 28.05., 29.05., 30.05.