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Henrik Ibsen, "Hedda Gabler", Bühne am Park in GeraHenrik Ibsen, "Hedda Gabler", Bühne am Park in GeraHenrik Ibsen, "Hedda...

Henrik Ibsen, "Hedda Gabler", Bühne am Park in Gera

Premiere: 27. Februar 2009 19.30 Uhr

Hedda Gabler ist neunundzwanzig Jahre alt. Sie hat sich die Schuhe durchgetanzt und glaubt jetzt, ein geordnetes Leben führen zu müssen.

Sie heiratet Jörgen Tesmann, einen Wissenschaftler aus kleinbürgerlichen Verhältnissen, dem eine Professur winkt. Nach der Hochzeitsreise, die Tesman für ausgiebige Archivstudien über das mittelalterliche Handwerk in Brabant nutzt, beginnt Hedda, die Tochter des Generals Gabler, die kleinbürgerliche Enge des Hauses Tesman als Gefängnis zu begreifen. Das Geld reicht weder für große Gesellschaften noch für ein Reitpferd oder einen Diener in Livree. Sie hat sich verkalkuliert. Doch was will sie eigentlich? Für eine Verbindung mit dem Bohemian Ejlert Lövborg, der ein abenteuerliches aber auch gefährdetes Leben mit Frauen, Alkohol und schöpferischem Tatendrang führt, fehlte ihr vor Jahren der Mut. Jetzt taucht Ejlert Lövborg erneut auf – als wissenschaftlicher Konkurrent von Jörgen Tesman. An Lövborgs Seite erscheint Heddas ehemalige Schulkameradin Thea Elvstedt, der es gelingt, mit Hingabe und Liebe Lövborgs dionysische Energien zu lenken und seine Kraft in einem außerordentlichen Werk über die Zukunft zu bündeln. Zwischen den beiden Männern steht ein akademischer Wettbewerb an, dem Hedda skandalgierig aber eigentlich interesselos entgegensieht. Das Dasein erscheint ihr langweilig: „Das Leben ist nicht traurig – Es ist lächerlich – Und das ist unerträglich.“

Henrik Ibsen gilt mit seinen dramatischen Frauenfiguren als Wegbereiter der weiblichen Emanzipation. Sein 1890 geschriebenes Schauspiel ‚Hedda Gabler’ lässt sich nur schwer in diese Kategorie einordnen. Die Figur der Hedda Gabler bleibt rätselhaft. Denn keine gesellschaftlichen Schranken versagen ihr den Zugang zu einer menschlichen Aufgabe, an der sie wachsen könnte. Vielmehr sie selbst ist es, die alle Anforderungen von sich weist, selbst der Rolle der Mutter entzieht sie sich voller Ekel und Selbsthass. Aufgewachsen im strengen Haushalt des Generals, ist sie nicht in der Lage, einen eigenen Lebensentwurf zu formulieren. Immer in der Angst, sich abhängig zu machen, besteht sie auf ihrer persönlichen Freiheit – und weiß sie nicht auszufüllen. Ein Dilemma, das merkwürdig zeitgenössisch anmutet und einen neuralgischen Punkt unserer Gegenwart berührt.

Regie führt Andreas Manz, der bei Theater&Philharmonie Thüringen bereits Sarah Kanes „Zerbombt“ inszenierte. Bühnenbild und Kostüme entwirft Franziska Harbort, die sich damit als Gast am Hause zurückmeldet.

Es spielen Stephan Clemens, Carola Sigg, Juliane Meyerhoff, Florence Matousek, Ulrich Lenk, Alexander Flache und Mechthild Scrobanita.

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