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Henrik Ibsens „Peer Gynt“ im Schauspiel Köln Henrik Ibsens „Peer Gynt“ im Schauspiel Köln Henrik Ibsens „Peer...

Henrik Ibsens „Peer Gynt“ im Schauspiel Köln

Premiere 7.11.2008 um 19.30 Uhr im Schauspielhaus

 

Peer phantasiert. Mit Größenwahn und Lügen setzt er sich über die Vorstellungen der Mutter und einer kleinkarierten Umgebung hinweg und maßt sich die Welt an.

Er will König, Kaiser werden. Am Hochzeitstag ent- und verführt er die reiche Bauerntochter Ingrid, lässt sie dann aber sitzen, weil er das Mädchen Solveig schöner und besser findet. Er flieht vor der wütenden Dorfgesellschaft in die Welt der Trolle. „Sei dir selbst genug“, sagen die und wollen ihm den schielenden Blick beibringen, doch gerade rechtzeitig kann er sich vor der Vereinigung mit der »Grünen«, der Tochter des Trollkönigs, zurück in die Arme von Solveig retten. Da taucht die Grüne in der Hütte der beiden auf und präsentiert Peer ein Kind, Ergebnis seiner „Gedankenbegier“. Peer verlässt Solveig, die Mutter stirbt in seinen Armen, und er tritt die Reise „außen herum“ an: In Afrika wird er Unternehmer und Prophet, in Amerika Goldgräber, Philosoph und Reeder, aus wechselnden Identitäten schlägt er Kapital. Kein Scheitern hält ihn auf. Endlich krönt man ihn im Irrenhaus von Kairo zum „Kaiser der Selbstsucht“. Doch ohne Kern ist dieses „Gyntsche Ich“, wie eine Zwiebel, die – Schicht um Schicht gehäutet – nur das Nichts freigibt.

»Peer Gynt« ist die Odyssee des modernen Menschen. Der Global-Player schafft sich in seinem Kopf eine Welt, die er für so wirklich hält, dass er darin lebt. Er selber ist er nie.

 

Henrik Ibsen schrieb das von einem Volksmärchen inspirierte Stationendrama im selbstgewählten italienischen Exil. Der sogenannte nordische Faust ist Tragödie, Gesellschaftssatire und Mythos zugleich, eine Abrechnung des Dichters mit Selbstzufriedenheit und Engstirnigkeit. Das Nebeneinanderher von phantastischen, mythischen und historisch-realistischen Momenten, die Verkörperung innerer Kräfte in symbolischen Figuren und die psychologisch feine Auslotung der Charaktere ließ »Peer Gynt« zu einem Meilenstein des modernen Theaters werden.

 

Mit: Albert Kitzl / Tilo Nest / Josef Ostendorf / Martin Reinke / Angelika Richter / Torsten Peter Schnick / Michael Weber / Michael Wittenborn

Musiker: Henning Brand / Norbert Krämer / Klaus Mages / Michael Pattmann / Yuko Suzuki

 

Regie: Karin Beier

Bühne: Thomas Dreißigacker

Kostüme: Maria Roers

Musik: Jörg Gollasch

Choreografie: Valenti Rocamora i Tora

 

* Sa 08.11./ 19.30 Uhr

Schauspielhaus

* Di 18.11./ 19.30 Uhr

Schauspielhaus

* Sa 22.11./ 19.30 Uhr

Schauspielhaus

* Sa 13.12./ 19.30 Uhr

Schauspielhaus

* So 14.12./ 19.30 Uhr

Schauspielhaus

* Di 23.12./ 19.30 Uhr

Schauspielhaus

* So 28.12./ 19.30 Uhr

Schauspielhaus

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