Für The Rake’s Progress wurde Strawinsky von Kupferstichen William Hogarths inspiriert, die in Deutschland durch Georg Christoph Lichtenbergs Erklärungen von 1796 bekannt wurden: Der junge Tom Rakewell könnte eigentlich ein bescheidenes Leben mit seiner Freundin Ann Trulove und deren Vater führen, doch in Gestalt des diabolischen Nick Shadow strömt der Duft der weiten Welt und damit auch die Versuchung ins Haus. Tom bricht nach London auf, wo er von Shadow, dem Teufel, immer tiefer ins Verderben gerissen wird. Er vergisst seine geliebte Ann, treibt sich in Bordellen herum und verliert sein ganzes Geld. Zwar gewinnt er im Kartenspiel gegen den Teufel, verfällt aber dem Wahnsinn und landet schließlich im Irrenhaus.
Anspielungen an Urmotive der Oper, das Spiel mit Ironie und Parodie und absurde Figuren – wie die bärtige Türkenbaba, Toms spätere Ehefrau – machen The Rake’s Progress zu einem schillernden Stück lebendiger Operngeschichte. Diese Oper ist eine Hommage an Mozart und die klassische Periode: Strawinsky beschränkte sich auf die Orchesterbesetzung von Mozarts Così fan tutte und komponierte Rezitative, Arien und Ensembles, die den Geist des ausgehenden 18. Jahrhunderts atmen, ohne das 20. Jahrhundert zu verleugnen. In W. H. Auden und Chester S. Kallman fand er zwei kongeniale Librettisten, die auch mit Komponisten wie Benjamin Britten und Hans Werner Henze zusammengearbeitet haben und die perfekte Balance zwischen historischem Ton, Travestie und subtilen Anspielungen trafen.
Regisseur Markus Bothe, der unter anderem am Schauspielhaus Hamburg, am Schauspiel Frankfurt, den Staatsopern in Hannover und Stuttgart und an der Deutschen Oper Berlin inszenierte, wird sich mit dieser Arbeit dem Oldenburger Publikum vorstellen.
Musikalische Leitung: Thomas Dorsch;
Inszenierung: Markus Bothe;
Bühne: Ricarda Beilharz;
Kostüme: Justina Klimczyk;
Chor: Paul-Johannes Kirschner;
Dramaturgie: Lars Gebhardt
Mit: Mareke Freudenberg, Geneviève King, Annekathrin Kupke; Peter Felix Bauer, Anthony Gardner, Stefan Heibach, Benjamin LeClair, Ziad Nehme
Opernchor des Oldenburgischen Staatstheaters, Oldenburgisches Staatsorchester
weitere Vorstellungen: Fr 7., Mi 12. und Do 20. Juni
Wiederaufnahme: Sa 7. Dezember 2013