Hier ist weder Platz für das ausschweifende Leben von Števa noch für die uneheliche Schwangerschaft seiner Geliebten Jenůfa. Und die Küsterin, die vom Schicksal ihrer Ziehtochter an ihre eigene, von Demütigungen und seelischen Verletzungen geprägte Vergangenheit erinnert wird, sieht nur einen Ausweg, um Jenůfas Zukunft zu retten: Nach heimlicher Entbindung nimmt sie das Neugeborene an sich...
Der Humanist Janáček führt uns in dieser Oper in die emotionalen Extremsituationen von Eifersucht, Gewalt, Scham, Schuld und Sühne. Mit seiner Musik wollte er «Fenster zu den Seelen der Menschen» öffnen. Dass er dabei auf einen Prosatext zurückgriff und das Drama von Gabriela Preissová beinahe wörtlich vertonte, war für sein Schaffen zentral: Nur so konnte er zum Kern seiner Figuren vordringen, ihren unverwechselbaren Sprechrhythmus, ihre Sprachmelodien und damit ihren individuellen Charakter abbilden. Der psychologisch dichte Erzählton wurde von Janáčeks Zeitgenossen nicht sofort verstanden. Lange Zeit war die Oper nur in der entstellenden Version der Prager Erstaufführung von 1916 zu sehen.
Erst seit 1981 ist die Originalfassung der Partitur wieder zugänglich. Diese Fassung liegt auch der Zürcher Neuinszenierung zugrunde. Für Inszenierung und Ausstattung zeichnet Dmitri Tcherniakov verantwortlich, einer der zur Zeit international gefragtesten Regisseure. In der Titelrolle ist die lettische Sopranistin Kristine Opolais erstmals in Zürich zu erleben. Die rivalisierenden Halbbrüder Laca und Števa sind ebenfalls prominent besetzt, und zwar mit Christopher Ventris und Pavol Breslik, der mit Beginn dieser Spielzeit zu unserem Ensemble gehört. Fabio Luisi dirigiert mit Jenůfa seine erste Janáček-Oper.
Libretto von Leoš Janáček nach dem Drama «Její pastorkyňa» von Gabriela Preissová
In tschechischer Sprache
mit deutscher und englischer Übertitelung
Musikalische Leitung Fabio Luisi 23, 26, 30 Sep; 4, 7 Okt
Patrick Lange 16, 20, 24, 28, 31 Okt
Inszenierung Dmitri Tcherniakov
Bühne Dmitri Tcherniakov
Kostüme Elena Zaytseva
Lichtgestaltung Gleb Filshtinsky
Choreinstudierung Ernst Raffelsberger
Chor Chor der Oper Zürich
Dramaturgie Beate Breidenbach
Jenufa Kristine Opolais
Küsterin Michaela Martens
Alte Buryja Hanna Schwarz
Laca Klemen Christopher Ventris
Steva Buryja Pavol Breslik
Altgesell Cheyne Davidson
Dorfrichter Pavel Daniluk
Frau des Dorfrichters Irène Friedli
Karolka Ivana Rusko
Magd IOS
Barena IOS
Jano IOS
Tante Silvia Spassova
1. Stimme Olivera Dukic
2. Stimme Kai Florian Bischoff