Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Jugend ohne Gott" im schauspielfrankfurt"Jugend ohne Gott" im schauspielfrankfurt"Jugend ohne Gott" im...

"Jugend ohne Gott" im schauspielfrankfurt

nach dem Roman von Ödön von Horváth

Premiere: 29. September 2007, 20.15 Uhr, schmidtstrasse12

Ein junger Lehrer sieht sich konfrontiert mit einer gleichgeschalteten, faschistisch gesinnten Schülerschaft, die ihm ihr Misstrauen ausspricht, als er für die Gleichheit aller Menschen eintritt.

Die Schüler beten unreflektiert die Ideologie eines diktatorischen Systems nach, dem sich auch der Lehrer zunehmend beugt und der sich damit selbst verleugnet. Diese Jugend ohne Gott ist sowohl traurig als auch böse, sie ist grausam und melancholisch, sie kennt keine Verantwortung. Im Osterlager geraten die Konflikte außer Kontrolle – hier werden Machtkämpfe ausgetragen, hier wird gestohlen, geliebt, ein fremdes Tagebuch gelesen und ein Mord begangen. Der Lehrer ahnt schließlich die Notwendigkeit einer überfälligen Entscheidung – für die Wahrheit und den persönlichen Einsatz. Sein Eingeständnis der eigenen Schwäche ist ein großes Bekenntnis zu Herz und Gewissen.

Die erste Premiere in der schmidtstrasse12 in dieser Spielzeit wird inszeniert von einem Regie-Nachwuchstalent: Julia Hölscher hat gerade ihr Regiestudium an der Theaterakademie Hamburg beendet und inszeniert bereits an großen Häusern wie am Düsseldorfer Schauspielhaus oder am schauspielhannover. Für ihre Produktion Das Mädchen aus der Streichholzfabrik nach dem Drehbuch von Aki Kaurismäki an der Theaterakademie Hamburg wurde sie beim Körber Studio Junge Regie mit dem Preis für die beste Nachwuchsregie ausgezeichnet. Die Jury begründete die Wahl mit den Worten: Sie „schafft mit reduzierten Mitteln eine ganz eigene Welt, erzählt ohne illustrativ zu werden die Geschichte von heutigen Menschen, die auf ihre Sehnsüchte zurückgeworfen sind. Gezeigt wird das weniger durch Worte und Dialoge, als durch eine genau beobachtete Körperlichkeit, zwischen Gehemmtheit und Ausbruchslust, durch Blicke, die Räume und Grenzen schaffen. Die Inszenierung besticht durch einen bitter traurigen Humor, ungewöhnliches Rhythmusgefühl, hohe Musikalität und zeichnet sich durch poetische Bilder aus.“ Für Julia Hölscher sind es gerade die musikalischen und choreographischen Aspekte einer Inszenierung, die sie besonders interessieren. Die 28-jährige ist über Umwege zum Theater gelangt. Arbeiten beim Bio-Bauern, ein Fluglotsen-Praktikum und karitative Arbeit in Südafrika gehören genauso in ihre Biographie wie ein Studium des Operngesangs. Ihre neueste Arbeit stellt sie nun am schauspielfrankfurt vor. Es handelt sich um eine Dramatisierung des Romans Jugend ohne Gott von Ödön von Horváth. Auch hier wird ihr choreographischer Blick eine wichtige Rolle spielen. Dennoch sollen die Figuren auch psychologisch unterfüttert werden. Ein Stoff, der für Julia Hölscher trotz seiner Verankerung im Nationalsozialismus ausreichend Aktualität besitzt.

Regie: Julia Hölscher

schauspielfrankfurt in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt

Nach der Premiere von Jugend ohne Gott am 29. September 2007 wird der Beginn der Spielzeit in der schmidtstrasse12 am 6. Oktober gefeiert, mit einem rauschenden Eröffnungsfest geradewegs in das Spielzeitmotto ANGST.RAUSCH. Schon ab 15.00 Uhr beginnen wir mit spannenden Workshops wie Akrobatik, Capoeira (brasilianischer Kampftanz), Theaterspielen, Crumping (afroamerikanischer Tanzstil). Erholen Sie sich im Panic-Room von berauschenden

Lesungen und Installationen, welche die Nerven zum Flattern bringen. Raten Sie mit bei der Horroszenen-Scharade, genießen Sie einen musikalischen Apéro in »Winnis Lounge« und erleben Sie eine Vorstellung von Robinson Crusoe oder Friday, I’m in love unter der Regie von Robert Lehninger. Anschließend laden wir Sie ein zu angstfreiem Feiern und Tanzen mit Live-Musik und DJs bis zum Umfallen!

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 17 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

Scheinheilig -- "Die heilige Johanna der Schlachthöfe" von Bertold Brecht im Schauspielhaus Düsseldorf

Eine Maschine die alles vereint: Fleischwolf, Transportband, Verbrennungsofen, multifunktional, dominiert die Bühne im Düsseldorfer Schauspielhaus. Aus ihren zwei großen Röhren, quellen ganz langsam…

Von: Dagmar Kurtz

MELODISCHER ZAUBER -- Neue CD: "Segovia" - Carlotta Dalia spielt auf einer seltenen Hauser-Gitarre bei Berlin Classics

Die junge Gitarristin Carlotta Dalia aus Italien spielt hier auf einer historischen Gitarre, die vom deutschen Gitarrenbauer Hermann Hauser für den berühmten spanischen Gitarristen Andres Segovia…

Von: ALEXANDER WALTHER

SINGENDE MELODIE -- Neue CD: Ludwig van Beethoven - Klaviersonaten Edition 2 mit Moritz Winklemann bei Berlin Classics

Auch die neue CD mit dem Stuttgarter Pianisten Moritz Winkelmann überzeugt aufgrund einer klaren künstlerischen Aussage. Für Winkelmann ist das Allegro der Klaviersonate Nr. 9 in E-Dur op, 14/1…

Von: ALEXANDER WALTHER

VERANKERUNG IN RITUALEN -- "Muttertier" von Leo Lorena Wyss im Kammertheater STUTTGART

"Ich verstehe dich...Aber immer, wenn ich den Mund öffne, immer wenn ich etwas sagen will, dann ist da nur der Muttermund..." Drei Geschwister tollen, taumeln und tauchen im Becken eines Hallenbads.…

Von: ALEXANDER WALTHER

JUGENDLICHE SCHWUNGKRAFT -- 6. Staatsorchesterkonzert im Beethovensaal der Liederhalle STUTTGART

Sehr jugendlich wirkt Felix Mendelssohn Bartholdys Sinfonie Nr. 1 in c-Moll op. 11. Sie trägt noch die Handschrift der Streichersinfonien. Und stellenweise blitzt sogar der Einfluss der…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche