Julies Ausbruchversuch entfacht einen Machtkampf der Geschlechter und endet im Selbstmord – Jean selbst reicht Julie sein Rasiermesser.
Die erfolgreiche Reihe der Kammeropern im Schauspielhaus wird mit dem psychologisch packenden Werk »Julie« des renommierten belgischen Komponisten Philippe Boesmans fortgesetzt. Er schuf einen Einakter in deutscher Originalsprache nach der Vorlage von Strindbergs naturalistischem Schauspiel »Fräulein Julie« über gesellschaftliche und psychologische Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse. Strindbergs provokatives Stück setzt auf die ungeschminkte Darstellung von gesellschaftlichen Bedingungen sowie des ureigen Menschlichen in seiner Unverständlichkeit, Unberechenbarkeit und Unheimlichkeit.
Die – heute etwas überholten – gesellschaftlichen Umstände der Vorlage rücken bei Boesmans und Bondy – einem kongenialen Duo, das an der Brüsseler Oper »La Monnaie« mehrfach zusammenarbeitete – eher in den Hintergrund. Luc Bondy, selbst Theaterregisseur, konzentrierte den Originaltext stattdessen ganz auf die zunehmende Verstrickung der drei Hauptfiguren in einen Geschlechterkampf um Liebe, Hass, Eifersucht und Begehren. Boesman schrieb eine differenzierte, abwechslungsreiche und farbige Komposition, dank derer die Kammeroper einen intensiveren Zugang zu dem zugrundeliegenden Drama ermöglicht.
»Julie« verlangt von dem jungen Ensemble nicht nur sängerische, sondern auch schauspielerische Höchstleistung. In der kanadischen Erstaufführung 2015 feierte die Magdeburger Mezzosopranistin Lucia Cervoni in Toronto große Erfolge und wird nun auch in der Magdeburger Neuinszenierung in der Titelrolle zu hören sein.
Am Theater Magdeburg wird den Regieassistenten in allen Sparten die Möglichkeit gegeben, praktische Regieerfahrungen zu sammeln und eigene Produktionen zu präsentieren. Nach der Kinderoper zum Mitmachen »Nabucco« und der Mono-Oper »Das Tagebuch der Anne Frank« präsentiert Sebastian Gruner nun seine Sicht auf den Geschlechterkampf in der Kammeroper »Julie«.
Kammeroper in einem Akt von Philippe Boesmans
Libretto von Luc Bondy und Marie-Louise Bischofberger nach August Strindberg
Musikalische Leitung Jovan Mitic
Regie Sebastian Gruner
Bühne Tal Shacham
Kostüme Susann Stobernack
Dramaturgie Ulrike Schröder
Julie Lucia Cervoni
Kristin Julie Martin du Theil
Jean Thomas Florio
Magdeburgische Philharmonie