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Kunstprojekt am schauspielfrankfurt: La cage d’amour

La cage d’amour ist der poetisch klingende, französische Begriff für die Kapstachelbeere, die Physalis peruviana. Eine fragile Pflanze, deren kleine Früchte in einen geschlossenen Blütenkelch eingeschlossen liegen.

 

schauspielfrankfurt begrüßt die Zuschauer in der neuen Spielzeit mit einer außergewöhnlichen Kunstinstallation.

Einen eigens hierfür errichteten Balkon an der Fassade des Theaters werden die Gartenkünstler atelier le balto bepflanzen. La cage d’amour markiert den Eingang zum Theater – und verdeutlicht als sichtbare Intervention mehrfach Substanz und Charakteristik des Ortes. »Wir begreifen Pflanzen als Akteure, die mit dem Ort in Dialog treten«, sagen Véronique Faucheur und Marc Pouzol. Ihre ungewöhnlichen Protagonisten lenken die Aufmerksamkeit auf den Übergang von außen nach innen, auf die Überführung aus dem Alltag in die Welt der Imagination, auf den Wandel vom Passanten zum Zuschauer. Am Willy-Brandt-Platz finden atelier le balto zudem eine für die heutige Stadtlandschaft symptomatische Situation vor: einen Übergangsort mit Umsteigehaltestelle auf der Grenze zwischen Bahnhofsviertel, Bankenviertel, Einkaufsviertel – doch auch Treffpunkt der Stadtgesellschaft vor dem Theaterbesuch. Mit ihrer gärtnerischen Inszenierung zeigen die Berliner Künstler Potentiale für diesen unwirtlichen Raum auf. Am Anfang sind die »Akteure« wie »verpflanzt«: schüchtern, fragile, überrascht. Peu à peu fasst La cage d‘amour Fuß und enthüllt ihre Geheimnisse.

 

atelier le balto beginnt am Dienstag, 26. August 2008, mit der Bepflanzung des Balkons.

 

Künstlerische Grenzgänger – Kunstprojekte am schauspielfrankfurt

 

Die Glasfassade des Hauses diente in den letzten acht Jahren immer wieder als Aktionsfläche für künstlerische Projekte des schauspielfrankfurt, als Interface zwischen Theaterleben und öffentlichem Raum. Im Herbst 2001 verdeckte ein Transparent des Typosophen Ecke Bonk mit der Aufschrift PROTECT FROM ALL ELEMENTS die Fassade. Es folgte die Videoinstallation des mehrfachen documenta-Teilnehmers Peter Kogler, der mit immer dichter werdenden Ameisenkolonnen die Fassade zu einer irritierenden nächtlichen Attraktion werden ließ. Alexander Paul Englert stellte die Ensemblemitglieder in seiner Arbeit Ansichten in den Fokus seiner Auseinandersetzung, die großflächigen faszinierenden Porträts dominierten ein halbes Jahr die Fassade und verwandelte diese in eine öffentliche Galerie. Benjamin Bergmanns ruhender Jesus beeindruckte nicht zuletzt durch die Größe, seine Arbeit Theatrum Sakrum referierte Parallelen zur barocken Form der Glaubenserzählung wie zur Bühne als Forum gesellschaftlicher Verständigung.

 

Auch die Projekte der Künstler zeitblom, Beat Streuli und Albert Weis, die andere Präsentationsformen und -orte für ihre sehr unterschiedlichen Arbeiten wählten, setzten sich mit dem Theater als künstlerischer Produktionsstätte, seiner Architektur und gesellschaftlichen Position auseinander.

 

Mit atelier le balto beschließt schauspielfrankfurt diese außergewöhnliche Reihe dieses künstlerischen Grenzganges zwischen Theater und bildender Kunst.

 

 

 

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