Spannend wie ein Krimi ist diese Opéra comique, die zu ihrer Entstehungszeit zu den Highlights ihres Genres gehörte. Boieldieu bezieht sich in ihr auf Motive des ungekrönten Königs der englischen Schauerliteratur, Sir Walter Scott. Er erschafft selbst eine schaurig schöne Opernstimmung, durchbricht diese aber gleichzeitig auch mit augenzwinkernder Ironie. In ihrem Ton, der einerseits an die äußerst spielfreudigen und hoch virtuosen Werke Rossinis und Donizettis erinnert, andererseits aber eben auch typisch französischen Lyrismus zeigt, war die Oper zu Lebzeiten des Komponisten ein wahrer Quotenhit.
„Das ist Reiz, das ist Humor!", begeisterte sich Carl Maria von Weber, nachdem er 1826 eine Aufführung von ,La dame blanche‘ in Paris erlebt hatte und auch Rossini und Wagner urteilten euphorisch.
Bevor ‚La dame blanche‘ nach der Uraufführung 1825 die europäischen Bühnen eroberte, hatte Boieldieu eine Vielzahl komischer Opern produziert, die – bis auf wenige Ausnahmen – kaum Beachtung fanden. ‚La dame blanche‘ war ein riesiger, von der Presse gefeierter Erfolg und ließ mehrere Parodien entstehen. Die Oper trat einen Siegeszug um die Welt an wie kaum ein anderes französisches Werk und wurde dabei in die meisten europäischen Sprachen übersetzt.
Boieldieus meistverbreitete Oper übertrifft seine anderen Bühnenwerke nicht zuletzt durch Scribes Libretto an innerer Bündigkeit und Komplexität. Der ungeheure Erfolg des Werks, das schon 1862 in der Opéra Comique seine tausendste Aufführung erlebte, erklärt sich nicht nur durch seine restaurativ-romantische Ausrichtung, Boieldieus Musik selbst war auch ein Garant des Erfolges.
,Die weiße Dame‘ genoss enorme Popularität und wurde sofort Gesprächsstoff in Paris. Man sang die Hits des Abends, sogar eine Omnibuslinie wurde nach der Oper benannt. Ende der 1920er zeigte die Opéra Comique ,La dame blanche‘ zum 1706. Mal, danach geriet sie in Vergessenheit und wird erst in den letzten Jahren aus dem Dornröschenschlaf erweckt.
Libretto — Eugène Scribe
Text der Dialoge: Nadja Loschky
In französischer und deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung: Vito Cristófaro,
Regie: Nadja Loschky,
Bühne: Daniela Kerck,
Kostüme: Gabriele Jaenecke,
Licht: Ernst Engel,
Chor: Thomas Bönisch,
Dramaturgie: Annabelle Köhler
Mit: Anna Avakian, Yulia Sokolik, Valda Wilson, Karla Trippel; Nicola Amodio, Philipp Kapeller, Peter Kellner, Tomasz Wija, Lucas Federhen
Oldenburgisches Staatsorchester, Opernchor des Oldenburgischen Staatstheaters
Weitere Vorstellungen: Mi 20., Do 28. Mai
Soiree: Di 12. Mai, 18.15 Uhr, Foyer und Großes Haus, Eintritt frei