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Luzerner Theater: DIE VERFOLGUNG UND ERMORDUNG JEAN PAUL MARATS DARGESTELLT DURCH DIE SCHAUSPIELGRUPPE DES HOSPIZES ZU CHARENTON UNTER ANLEITUNG DES HERRN DE SADE von Peter WeissLuzerner Theater: DIE VERFOLGUNG UND ERMORDUNG JEAN PAUL MARATS DARGESTELLT...Luzerner Theater: DIE...

Luzerner Theater: DIE VERFOLGUNG UND ERMORDUNG JEAN PAUL MARATS DARGESTELLT DURCH DIE SCHAUSPIELGRUPPE DES HOSPIZES ZU CHARENTON UNTER ANLEITUNG DES HERRN DE SADE von Peter Weiss

PREMIERE: Samstag, 14. März 2015, 19.30 Uhr. -----

«Was ist aus unserer Revolution geworden?» Diese Frage steht im Zentrum des 1964

uraufgeführten Dramas «Marat/Sade». Peter Weiss, 1916 bei Berlin geboren und 1934 mit seiner

Familie vor den Nationalsozialisten ins schwedische Exil geflohen, gilt als eine der wichtigsten

Stimmen der Nachkriegsliteratur.

Souverän spielt Weiss mit den unterschiedlichsten Zeitebenen und lässt den Zuschauer Position beziehen. Zwischen den philosophisch-politischen Debatten des kompromisslosen Individualisten de Sade und des fanatischen Ideologen Marat über Sinn und Unsinn von Revolutionen bietet das Stück vor allem eines: sinnliches, überbordendes, ja «totales» Theater. Nachdem das Stück 1965 am Luzerner Theater seine Schweizer Erstaufführung erlebte, ist es ein halbes Jahrhundert später endlich wieder in Luzern zu sehen.

Der Marquis de Sade, berühmt-berüchtigter Exponent einer untergehenden Gesellschaftsschicht und Prototyp des adeligen Libertins, ist in der Nervenheilanstalt Charenton interniert. Dass er dort die Gelegenheit hatte, mit den Patienten Theaterstücke einzustudieren, ist historisch verbürgt. Die Besuche dieser anrüchigen Veranstaltungen waren in den besseren Pariser Kreisen äusserst beliebt. Fiktiv ist allerdings die Begegnung von de Sade mit dem Revolutionär Jean Paul Marat, geboren 1743 in Boudry im heutigen Kanton Neuchâtel. Zwar hielt de Sade die Totenrede auf Marat, der 1793 von Charlotte Corday in der Badewanne ermordet wurde, getroffen haben sich die beiden jedoch nie.

Marat und de Sade verkörpern zwei Positionen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Hier der fortschrittsgläubige Revolutionär Marat, der bereit ist, Menschenleben zu opfern, dort der umfassende Skeptizismus de Sades, der vor der Auslöschung der Individualität, einem Aufgehen in Gleichförmigkeit und einem Absterben des Urteilsvermögens warnt. Angesichts der weltweit zunehmenden politischen und religiösen Radikalisierungen ist dieser Konflikt von ungebrochener Aktualität.

Bettina Bruinier

Die Regisseurin Bettina Bruinier wurde 1975 in Wiesbaden geboren und arbeitete unter anderem am Deutschen Theater Berlin, am Schauspielhaus Bochum, an der Semperoper und am Staatsschauspiel in Dresden, am Nationaltheater Weimar, am Staatstheater Nürnberg und am Volkstheater München. Von 2009 bis 2011 war sie Hausregisseurin am Schauspiel Frankfurt. 2008 wurde sie beim Festival «radikal jung» für ihre Adaption von Juli Zehs Roman «Schilf» mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Sie arbeitet nun zum ersten Mal in der Schweiz.

Bettina Bruinier (Inszenierung),

Claudia Rohner (Bühne),

Justina Klimczyk (Kostüme),

Stefan Paul Goetsch (Musik),

Mohan C. Thomas (Choreografie),

Peter Weiss (Licht),

Carolin Losch (Dramaturgie)

BESETZUNG

Denise Hasler, Katharina Heissenhuber, Juliane Lang, Lilli Lorenz, Sandra Müller, Annina Polivka, Jördis

Wölk; Christian Baus, Hans-Caspar Gattiker, Jonas Götzinger, Pascal Vogler

PRODUKTIONSTEAM

In Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule der Künste

Alle Vorstellungen (jeweils 19.30 Uhr): 14.3. | 20.3. | 22.3. (13.30 Uhr) | 29.3. (20.00 Uhr) | 2.4. | 11.4. | 1.5. | 3.5. (20.00 Uhr) | 24.5. (13.30 Uhr) | 3.6.2015

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