Der diesjährige Preis steht unter dem Motto „machtSPIELE!“. Aus über 80 Einsendungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden drei Finalisten ausgewählt. Das Besondere in diesem Jahr ist, dass es sich bei den Dreien um Autorinnen handelt. Die Finalstücke werden dem Publikum durch szenische Lesung von Mitgliedern des Schauspiel-Ensembles und des Euphorion-Jugendclubs vorgestellt. Anschließend wählt eine Jury den Gewinner aus und übergibt den Preis, der mit 4.000 Euro dotiert ist. Das Gewinnerstück erhält zudem die Möglichkeit einer Uraufführung am Mainfranken Theater Würzburg.
2007 haben das Mainfranken Theater Würzburg und die Leonhard-Frank-Gesellschaft erstmals Leonhard-Frank-Preis ausgeschrieben, um die junge Dramatik zu fördern und neue Texte für die Theaterbühne zu erschließen. Das diesjährige Motto „machtSPIELE!“ verdeutlicht zweierlei: Zum einen bildet es ein inhaltlicher Leitfaden, der sich mit der Frage nach Regeln und Formelhaftigkeiten des Theaters beschäftigt. Zum anderen ist es aber auch als Aufforderung zu verstehen, als eine Ermutigung und Motivation gerade für junge Autoren, ihre Ideen umzusetzen und einem Publikum zugänglich zu machen.
Nacht der jungen Dramatik – Autorentheatertag 2012
25. Mai 2012 I 18.00 Uhr I Mainfranken Theater Würzburg, Kammerspiele
Sarah Trilsch
„Ich und die Weltmeere. Weil die Tür vom U-Boot klemmte“ - Ein Drama für drei ältere Herren
Ein Stück über drei ältere Herren, die trotz biografischer Brüche nie ihre Würde verlieren.
„Ich und die Weltmeere. Weil die Tür vom U-Boot klemmte“ basiert auf Interview-aufzeichnungen mit Wachmännern aus Leipzig.
Szenische Einrichtung: Hermann Schneider
Herr Voigt, Ende 40, im Rathaus: Klaus Müller-Beck
Herr Lehmann, Anfang 60, in der Oper: Max De Nil
Herr Matz, Ende 50, im Museum: Rainer Appel
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Tabea Venrath (1989)
„TOYS / TOYS / TOYS oder Hinter meiner Wand wohnt ein Tier“
Drei Menschen verbringen ein Wochenende in einem Ferienhaus im Wald. Die Idylle hält nicht lange an, denn einer der drei verletzt mit einer Jagdwaffe zufällig einen anderen Menschen, der offenbar ein illegaler Einwanderer ist. Aus Angst vor juristischen Folgen und der Schuldfrage, bringen die Drei den Unbekannten zurück zum Ferienhaus und „beratschlagen was zu tun ist“.
Szenische Einrichtung: Daniela Scheuren
Elsa, 24: Christine Börsch-Supan*
Der Große / Robert, 32: Paul Kurek*
Elster / Der Kleine, 18: Raol Imling*
*Mitglieder des Euphorion Jugendclubs
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Katja Brunner
„bezahlt euren leichenschmaus doch selber“
In „bezahlt euren leichenschmaus doch selber“ geht es im weitesten um tief eingeschriebene Abhängigkeits- und Machtverhältnisse, es geht im weitesten um die permanente Auflösung des weiblichen Ich im anderen, es geht im weitesten um das Zurückgeworfensein der Frau auf ihre biologische Funktion als Brutmaschine, als die Begehrte, deren Bedeutung, Sinn Zweck erst dann entsteht, wenn sie zur Begehrten wird. Es geht um Männer als Potentaten unterschiedlichster couleur, Schöpfer, Genies, Monster, Selbstmörder, denen die Macht der Bedeutungsspendung innewohnt / gegeben ist, während sie den Frauen irgend vorenthalten bleibt.
Szenische Einrichtung: Bernhard Stengele
Mit:
Maria Brendel
Kai Christian Moritz
Biografien:
Tabea Venrath wurde 1989 in Köln geboren. Nach dem Abitur folgte das Studium Generale am Leibniz Kolleg Tübingen. Am Centraltheater Leipzig arbeitete sie mit dem dänisch-österreichischen Künstlerduo SIGNA an der Performance-Installation „Germania Song“. Sie begann das Studium der Medizin in Leipzig, das sie bald aufgab, um an der Universität Hildesheim Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis zu studieren. 2010 war sie Bundespreisträgerin beim Treffen Junger Autoren.
Sarah Trilsch, 1986 in Dresden geboren. 2009 Bachelorabschluss in Germanistik an der Universität Leipzig. Seitdem studiert sie Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Seit 2011 ist sie Teilnehmerin des Lehrgangs Szenisches Schreiben von uniT in Graz. Sie schreibt Theaterstücke und Hörspiele für den SWR2. 2009 gewann sie den Dramatikerwettbewerb JAHRGANG 89 des Neuen Theaters in Halle/ Saale. Sie war 2011 für den Retzhofer Dramapreis nominiert und erhielt den Münchener Förderpreis für neue deutschsprachige Dramatik 2011. Ihre Stücke wurden in Werkstattinszenierungen und szenischen Lesungen am Neuen Theater Halle, beim Frankfurter Autorenforum, am Schauspielhaus Graz, am Staatstheater Mainz, an den Münchner Kammerspielen, am Theater Chemnitz und am Schauspielhaus Wien präsentiert. Sie lebt in Leipzig und Berlin.
Katja Brunner, geboren 1991 in Zürich, absolvierte das Literargymnasium Rämibühl. Sie war Ensemblemitglied der AG Theater Rämibühl, für die sie weiterhin Texte schreibt. 2009 / 2010 absolvierte sie den Dramenprozessor, in dessen Rahmen ihr Stück „Von den Beinen zu kurz” entstand, welches vom Henschel Verlag vertreten wird und im Frühjahr 2012 am Theater Winkelwiese in der Regie von Antje Thoms uraufgeführt wird. 2010 nahm sie am Interplay Europe Festival of Young Playwrights in Izmir teil. Sie ist als Autorin und Performerin bei Projekten von Salome Schneebeli am Theaterhaus Gessnerallee beteiligt, außerdem tritt sie mit ihrer Gruppe DIE SCHINKEN VON MORGEN auf, zusammen mit Noah Oliel und Sophie Aeberli, mit denen sie Sprechklangperformances erarbeitet (unter anderem die Veranstaltungsreihe teppich:offen, Theater Neumarkt). Katja Brunner studiert „Literarisches Schreiben“ an der Hochschule der Künste Bern, im Frühling 2012 wird sie ein Austauschsemester an der Universität der Künste in Berlin, Studiengang „Szenisches Schreiben“ verbringen.