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"Mephisto" nach dem Roman von Klaus Mann - Theater Halle

Premiere am Samstag, den 11. April, 19.30 Uhr neues theater/ Saal (19.00 Uhr Stückeinführung). -----

Fragwürdiger Held des Romans „Mephisto“ ist der Schauspieler Hendrik Höfgen, ein Typus, den es zu allen Zeiten gegeben hat, der aber im Dritten Reich besonders gut zur Geltung kam: ein ehrgeiziger Emporkömmling aus kleinbürgerlichem Milieu, zu jedem Verrat bereit, um den eigenen Aufstieg zu sichern.

„Die Theater machen doch Geschäfte, was sonst auch in Deutschland geschieht.“, dessen ist sich Höfgen sicher. Was dem Darsteller beruflich alle Türen öffnet, seine Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit, ist ihm menschlich und moralisch eine Falltür.

Höfgens Karriere beginnt 1926 an einem Hamburger Künstlertheater. Dort erspielt er sich mit viel Fleiß und Eifer einen Namen, heiratet eine einflussreiche Freundin und liebäugelt aus taktischen Gründen mit dem revolutionären Theater seines politisch engagierten Schauspielkollegen. Später in Berlin schafft er den Aufstieg zum Starschauspieler, bis ihn die Machtübernahme der Nazis kurz zögern lässt: ins Exil gehen und sich gegen das Regime positionieren, oder die Verbindungen nutzen und im eigenen Land zu Ruhm gelangen. Höfgen entscheidet sich schnell für die nationalsozialistische Gesinnung, gegen die er einst noch mit Verve gewettert hatte. Er schließt den Pakt mit dem Teufel, wird zum Liebling der Mächtigen und ist per du mit dem kunstliebenden Ministerpräsidenten. Klaus Mann hat diesen „Typus“, wie er selbst seine von Opportunismus durchtriebene Hauptfigur nannte, sehr gut gekannt: sein Schwager und Künstlerfreund Gustaf Gründgens war ihm erschreckendes Vorbild.

„Mephisto“ ist deshalb nicht nur eine Kritik an politischer Inszenierung, die leicht zu einem schlechten Schauspiel geraten kann. Auch das Theater und seine Künstler stehen bei Klaus Mann unter moralischer Beobachtung, wenn sie sich inhaltlich aus der Verantwortung ziehen und in Geschäftsinteressen einrichten. Obwohl Kunst heute nur noch selten Tragfläche für Politiker und Machtinteressierte zu sein scheint (die Wagner-Festspiele in Bayreuth sind vielleicht ein letztes Relikt), bleibt sie im besten Fall politischer Ausdruck und öffentliches Bekenntnis, mit dem man bisweilen auch Existenzen entscheiden kann. Es inszeniert Henriette Hörnigk, Chefdramaturgin am neuen theater Halle.

Regie: Henriette Hörnigk,

Bühne und Kostüme: Claudia Charlotte Burchard

Musik: Martin Reik, Bernd Bradler, Dramaturgie: Sophie Scherer

Mit: Stella Hilb, Elke Richter, Bettina Schneider, Hilmar Eichhorn, Harald Höbinger, Karl-Fred Müller, Alexander Pensel, Max Radestock, Martin Reik, Hagen Ritschel, Till Schmidt

Weitere Vorstellungen: 12.04., 19.30 Uhr | 18.04, 19.30 Uhr | 30.04., 19.30 Uhr | 02.05., 19.30 Uhr | 22.05., 19.30 Uhr | 23.05.,19.30 Uhr u.a.

Karten zum Preis von 22,- Euro (ermäßigt: 10,- Euro) für die Premiere und für 16,- Euro (ermäßigt: 8,- Euro) für alle weiteren Vorstellungen hält die Theater- und Konzertkasse bereit.

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