Statt abzutreten, will er es allen noch mal zeigen und die Jungen „einrenken“, wie er sagt. Bei Tennessee Williams fragen nicht die Kinder nach der Schuld der Eltern, der Generationenkonflikt kehrt sich um: Das Alter befragt eine zynische und egozentrische Jugend nach ihrer Wahrheit – und erntet neue Lügen. Brick, der einst strahlende Prinz, ist dem Alkohol verfallen und inszeniert seine stilvolle Selbstzerstörung als Ikone des Cool, zu schön für das bürgerliche Leben. Der älteste Sohn Gooper macht dagegen alles richtig, ist kalkuliert, intrigant und strebsam und gerade darum dem Vater verhasst. Brick wiederum hasst seine Frau Maggie und sperrt sie in einem Ehekäfig ohne Zuneigung und Sex, dafür unter Wahrung aller bürgerlichen Konventionen.
Gooper und seine Frau nutzen Bricks kinderlose Ehe als Argument, um sich das Familienerbe zu sichern. Doch Maggie, die Katze, arbeitet an ihrem eigenen bürgerlichen Traum, und sie ist die bessere Schauspielerin. Zwischen Familienidentität und Firmen-CI, bürgerlicher Konvention und dem Bild vom Glück entspannt sich ein Theater des Scheins und der großen Behauptungen. Kein Zufall, dass das Theater von Tennessee Williams so eng mit den großen Hollywood-Ikonen verbunden ist. „Schon komisch, wenn’s wahr wäre“, lautet der letzte Satz, bevor der Vorhang fällt.
Nina Gühlstorff, die bisher vorwiegend Uraufführungen inszenierte und zuletzt verschiedene Stadtprojekte realisierte, widmet sich in Mannheim mit Tennessee Williams erstmalig einem amerikanischen Klassiker.
Inszenierung Nina Gühlstorff - Bühne Markus Karner - Kostüme Marouscha Levy - Dramaturgie Jan-Philipp Possmann
Mit Almut Henkel, Luisa Stachowiak, Dascha Trautwein; Reinhard Mahlberg, Wener Matthiessen-Banek, Peter Pearce, Taner Sahintürk, Matthias Thömmes und anderen
Die nächsten Vorstellungen: 8., 19., 24. und 25. Februar 2011
Kartentelefon: 0621- 16 80 150, www.nationaltheater-mannheim.de