Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Nationaltheater Mannheim: "Mutter Courage und ihre Kinder" von Bertolt BrechtNationaltheater Mannheim: "Mutter Courage und ihre Kinder" von Bertolt BrechtNationaltheater...

Nationaltheater Mannheim: "Mutter Courage und ihre Kinder" von Bertolt Brecht

Premiere am 3. November, 19.00 Uhr, Schauspielhaus. -----

Mutter Courage zieht zwischen 1624 und 1636 als Marketenderin mit ihren drei halbwüchsigen Kindern den Armeen nach, zunächst dem finnischen Heer, dann dem schwedischen, weiter durch Polen, Bayern, Italien.

Sie treibt Handel, schließt sich wechselweise den Protestanten und den Katholiken an und lebt vom Krieg nicht einmal schlecht. Aus Angst vor dem Verlust ihrer Existenzgrundlage fürchtet die Courage den Frieden, obwohl der Krieg ihr letztlich all ihre Kinder raubt: Ein Werber nimmt ihr ihren Sohn Eilif weg, polnische Katholiken erschießen ihren Sohn Schweizerkas, als dieser die Regimentskasse an sich genommen hat und sich gerade vor einem Feldgericht verantworten muss, und ihre stumme Tochter Kattrin wird, als sie bei einem Überfall die Waren der Mutter verteidigen will, misshandelt und später, als sie die Stadt Halle vor dem Angriff kaiserlicher Soldaten bewahrt, gar getötet. Nach zwölf Jahren eines verpfuschten Lebens im Krieg stimmt sie in den Gesang der Soldaten ein – da weiß sie noch nicht, dass während einer kurzen »Friedensphase« Eilif aufgrund seiner Kriegsverbrechen hingerichtet worden ist und sie ihn nie wieder sehen wird.

Wie Mutter Courage profitieren auch der protestantische Feldprediger, der Koch und die Lagerhure Yvette zunächst vom Krieg. Doch zunehmend geht es ihnen schlechter. Sie alle sind einsame Menschen, die sich in absonderlichen Zeiten absonderlichem, zerstörerischem, tödlichem Verhalten hingeben und die, so Brecht, erkennen müssen, „dass der Krieg, der eine Fortführung der Geschäfte mit anderen Mitteln ist, die menschlichen Tugenden tödlich macht, auch für ihre Besitzer.“ Von allen verlassen, zieht die Courage am Ende ganz alleine weiter.

Brecht hat seine »Chronik aus dem Dreißigjährigen Krieg« 1939 geschrieben. Sie wurde 1941, zwei Monate vor dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion, am Züricher Schauspielhaus uraufgeführt.

Später mit Musik von Paul Dessau versehen, zählt Mutter Courage und ihre Kinder zu Brechts berühmtesten und meistgespielten Stücken. Es inszeniert André Bücker, der am Nationaltheater Dietmar Daths Regina oder Die Eichhörnchenküsse (UA) und Dürrenmatts Der Besuch der alten Dame auf die Bühne brachte. In der Rolle der Mutter Courage wird Almut Henkel zu sehen sein, die in dieser Spielzeit ihr 25jähriges Bühnenjubiläum feiert.

Inszenierung: André Bücker

Bühne und Kostüme: Jan Steigert

Musikalische Einrichtung: Joe Völker

Dramaturgie: Tilman Neuffer

mit Almut Henkel, Michaela Klamminger, Dascha Trautwein; Sebastian Brummer, Jacques Malan, Peter Pearce, Matthias Thömmes, Sascha Tuxhorn, Karl Walter Sprungala

www.nationaltheater-mannheim.de; Kartentelefon: 0621 – 16 80 150

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 13 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

DER MUSIKKRITIKER LÄSST GRÜSSEN -- "Der Tod, das muss ein Wiener sein" im Renitenztheater Stuttgart

Das Wiener Kaffeehaus als Institution wurde hier gebührend gefeiert. Nikolaus Büchel bereitete das Ganze als Regisseur und gebürtiger Wiener auch kabarettistisch auf: "Wie kommt der Wolf ins…

Von: ALEXANDER WALTHER

SPIEL ZWISCHEN LICHT UNDS SCHATTEN -- "Otello" von Giuseppe Verdi in der Staatsoper STUTTGART

Die Inszenierung von Silvia Costa integriert Videoeinlagen von John Akomfrah, wo die Otello-Tragödie in eindringlichen Bildern nachgezeichnet wird. Der erste Akt ist geprägt von einer Statue und einem…

Von: ALEXANDER WALTHER

ZWISCHEN KLASSIK UND UNTERHALTUNG -- "Heavy Metal aus Schwaben" im Schloss Bietigheim-Bissingen

Das Tuba-Euphonium Quartett des Landesblasorchesters Baden-Württemberg mit Steffen Burkhardt, Peter Teufel, Erich Hermann und Markus Scholl präsentierte einen interessanten Streifzug durch die…

Von: ALEXANDER WALTHER

ZAUBEREI UND KABARETT VERBUNDEN -- Kabarett mit Thomas Fröschle im Glasperlenspiel ASPERG

"Investigative Comedy vom Feinsten" präsentierte Thomas Fröschle im Glasperlenspiel, wobei er auf die Verwechslung mit "Äffle und Pferdle" gleich zu Beginn hinwies. Zauberkunst und Kabarett wurden…

Von: ALEXANDER WALTHER

VOM MEERESUNGEHEUER VERSCHLUCKT -- : "Pinocchios Abenteuer" von Lucia Ronchetti bei der Jungen Oper im Nord Stuttgart

Die Regisseurin Teresa Hoffmann versetzt Pinocchios Abenteuer in ihrer farbenprächtigen Inszenierung in eine fantastische Zwischenwelt. Damit wird ein Spielraum geöffnet, in dem Regeln gelten, die…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche