Anika, Barbara und Silvia – drei Sozialarbeiterinnen zwischen Aktenbergen, verschimmelten Bürotassen und einem stets einsatzbereiten Stempelheer – kämpfen im Namen der Präventionsbürokratie gegen Jahresstatistiken, Dunkelziffern, Medienhetze und vor allem gegen den rasenden
Stillstand der Zeit. Seit der Kollege Björn sich in den Krankenstand geflüchtet hat, dürfen sich die drei Frauen von der staatlichen Fürsorge auch noch um dessen offene Fälle kümmern. Hoffnungslos überarbeitet und ausgebrannt ächzen sie unter der Last der Verantwortung, der Hektik des Büroalltags und haben zu allem Überdruss auch noch privat so ihre Sorgen.
Die alleinerziehende Mutter Anika ist Vorwürfen ausgesetzt, ihre eigene Tochter zu vernachlässigen. Kollegin Silvia hat morgens schon eine Alkoholfahne und gibt sich Selbstmordphantasien hin, während die altgediente Barbara von einer Bach-Kantate träumt, die in der Absage an die Welt gipfelt. Die bis zur Hysterie gesteigerten inneren Konflikte der drei entladen sich in einem tosenden Sprachgewitter, einer Hochgeschwindigkeits-Sprachpartitur, die schmerzhaft in unsere gesellschaftliche Wirklichkeit hineinsticht.
Die Autorin Felicia Zeller knüpft in ihrer Sozialgroteske an den authentischen Fall des zweijährigen Kevin aus Bremen an, der an den Folgen von körperlicher Misshandlung starb und im Kühlschrank seines Ziehvaters tot aufgefunden wurde. Doch Zeller, die in Sozialbehörden recherchiert und Fallbeispiele gesammelt hat, bringt kein realistisches Sozialdrama aus der Perspektive der Peiniger und Opfer auf die Bühne, sondern interessiert
sich für die Überforderung der Zuständigen in den Bürokratiemühlen, an die wir unsere gesellschaftliche Verantwortung delegiert haben.
Regie: Maik Priebe
Ausstattung: Susanne Maier-Staufen
Dramaturgie: Daniel Richter
mit: Petra Hartung, Ulrike Knobloch, Nina Mariel Kohler
Weitere Vorstellungen:
Do, 9.9.10 / 20.00 Uhr / foyer III
Di, 14.9.10 / 20.00 Uhr / foyer III
Do, 23.9.10 / 20.00 Uhr / foyer III