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neuebühnevillach: "Der Tod des Empedokles" von Friedrich Hölderlin

Premiere: 22. Februar 2007, 20.00 Uhr, neuebuehnevillach.

In einer Bearbeitung von Dzevad Karahasan (Idee) und Herbert Gantschacher (Dramaturgie), Musik von Viktor Ullmann und Wolfgang Danzmayr.

Friedrich Hölderlins Trauerspiel „Der Tod des Empedokles“ ist unvollendet geblieben. Es existieren nur Fragmente in handschriftlicher Form.

 Von 1797 bis 1800 sind drei fragmentarische Fassungen entstanden sowie der sogenannte Frankfurter Plan aus dem Jahr 1797. Hier legt Hölderlin klar die Struktur des Trauerspiels vor. Ausgehend von diesem Plan bearbeitet nun der Dichter Dževad Karahasan (in Zusammenarbeit mit dem Regisseur) das Trauerspiel und fügt Teile aus den drei Fragmenten dem Frankfurter Plan entsprechend ein. Eine wesentliche Komponente in dieser Fassung von Karahasan wird die Musik spielen. „Es ist die tiefste Innigkeit, die sich im tragischen dramatischen Gedicht ausdrückt“, schreibt Hölderlin in seinen Überlegungen zum allgemeinen Grund des Trauerspiels. Nichts vermag dies besser auszudrücken als Musik. Diese Musik stammt vom österreichischen Komponisten Wolfgang Danzmayr, die sich mit Kompositionen von Viktor Ullmanns Hölderlin-Vertonungen auseinandersetzt. Ullmann hatte sich im Konzentrationslager Theresienstadt 1943 intensiv mit der Poetik Hölderlins beschäftigt.

Hauptperson des Hölderlinschen Trauerspiels ist der griechische Naturphilosoph Empedokles aus Akragas (Agrigent), der um 500 v. Chr. geboren wurde und um 430 v. Chr. starb. Nach einer Legende soll er sich in den Ätna gestürzt haben.

Von der Bevölkerung Agrigents wird Empedokles fast vergöttert. Der Philosoph jedoch lebt in seiner eigenen Welt. Der Harmonie, in der Empedokles mit der größeren Natur, mit den geschichtlich wirksamen Kräften schlechthin lebt, steht sein negatives Bild des Volkes von Agrigent entgegen, dessen Leben von unmittelbaren Alltagsbedürfnissen beherrscht wird und das keinen Blick für jene höhere Ordnung des Lebens hat. Mit der Gottverlassenheit des Volkes ist zugleich aber dessen grundsätzliche Unmündigkeit bezeichnet, wodurch es nicht in der Lage ist, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Aufgrund seiner Führungskraft im Volk gerät Empedokles in Konflikt mit den etablierten Herrschern Agrigents, allen voran dem Priester Hermokrates; er verbannt Empedokles schließlich aus der Stadt, worauf dieser zusammen mit seinem Schüler Pausanias auf den Ätna wandert und sich in den Krater stürzt.
Wie kein anderer vereinigt der Autor hier erneut die philosophischen, ästhetischen und politischen Diskurse seiner Zeit, die in der Bühnenfassung von Karahasan und Gantschacher auch Bezüge zum 20. und 21. Jahrhundert herstellt. Empedokles wendet sich explizit gegen die missbräuchliche Verwendung der Begriffe „Vaterland“ und „Heimat“. Gerade im 20. und 21. Jahrhundert führten und führen der Missbrauch dieser Worte zu Nationalismen (in weiterer Folge zu grausamen Kriegen) und auch zum Nationalsozialismus und Neonationalisozialismus (in weiterer Folge zur Beseitigung anderer Menschen bzw. in der brutalen Nazidiktatur zum Holocaust).Ensemble/Stab

 
Inszenierung, Bühne und Produktion: Herbert Gantschacher
Musikalische Leitung: Wolfgang Danzmayr
Kostüme: Sanzaba Dimna
Lichtgestaltung: Bidpai
Mit: Rita Hatzmann, Ramesh Meyyappan, Werner Mössler und Markus Rupert.
Musik: Gundl Aggermann, Rupert Bergmann, Horst Dittrich, Alfred Melichar.

Weitere Termine: 23. und 24. Februar

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