Poulenc konzentriert den Blick in seinem intensiven Monodram auf die verlassene Ehefrau. Der lange erwartete Anruf ihres Exmannes gerät für sie zum schmerzhaften Wiedererleben der gescheiterten Beziehung. Durch die bemüht vernünftige Oberfläche bricht immer und immer wieder die Verzweiflung der Frau, die letztendlich zu ihrem Zusammenbruch führt, wobei Poulenc bei diesem beklemmenden Seelengemälde den psychologischen Feinheiten des Cocteauschen Textes bis in seine feinsten Details folgt.
Bernstein dagegen zeigt beide Ehepartner: Das Ehepaar Sam und Dinah hat sich auseinandergelebt. Freundlichkeit ist zur Routine geworden, Streit an der Tagesordnung, die Freude am gemeinsamen Leben ist längst erloschen und eine echte Kommunikation findet schon lange nicht mehr statt. Man lebt nebeneinander her und flüchtet sich in heile Scheinwelten. Zur erdrückenden Stimmung dieser gescheiterten Beziehung schreibt Bernstein eine Musik von größter Leichtigkeit. Musicalhafte, jazzige Klänge reißen den Zuschauer vom ersten Moment an mit und lassen ihn so die innere Spannung des erstarrten Beziehungslebens des Paares umso deutlicher fühlen.
LA VOIX HUMAINE/ TROUBLE IN TAHITI
Francis Poulenc (1899 — 1963)
Tragédie lyrique in einem Akt
Libretto — Jean Cocteau
Fassung für Klavier
In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Leonard Bernstein (1918 — 1990)
Oper in einem Akt
Libretto — vom Komponisten
In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
OLDENBURGER ERSTAUFFÜHRUNG
Die nächsten Vorstellungen: Sa 26.03., So 3.04., 14.04. und 22.04.
Soiree: Mi 9. MÄRZ, 18.15 Uhr, Kleines Haus, Eintritt frei
Musikalische Leitung/ Klavier: Carlos Vázquez;
Regie: Julia Wissert;
Bühne: Thurid Peine;
Kostüm: Viola Weltgen;
Dramaturgie: Steffi Turre
Mit: Nina Bernsteiner, Aarne Pelkonen, Carolina Walker; Maciej Michael Bittner, Kim-David Hammann
Oldenburgisches Staatsorchester