Euridice aber, die von der Absprache nichts weiß, kann das Handeln ihres Mannes nicht deuten. Sie fleht ihn an, ihr ein Zeichen seiner Liebe zu geben. Gerührt von ihrem Flehen, missachtet Orfeo das Gebot der Götter, wendet sich ihr zu und verliert sie erneut. Doch sein Wehklagen kann die Götter ein weiteres Mal erbarmen und am Ende der Oper steht – anders als im griechischen Mythos – ein Happy End (Lieto fine) für die einander innig liebenden Eheleute.
Rund 150 Jahre nach Claudio Monteverdi, der mit seinem L’Orfeo (1607) eine der ersten Opern überhaupt geschrieben hat, wählte Christoph Willibald Gluck denselben Mythos, um seine Idee einer Reformoper zu verwirklichen: Die Oberflächlichkeit und der Starkult um die Sänger der italienischen Barockoper hatten ein Ausmaß erreicht, dem er gegensteuern wollte. Er sehnte sich nach mehr Natürlichkeit im Gesang, nach textbezogener Gestaltung der Kantilenen und war insgesamt der Auffassung, dass die Musik unter allen Umständen im Dienste der Handlung stehen sollte. Mit seiner Vertonung von Orfeo ed Euridice (Uraufführung am 5. Oktober 1762 am Wiener Burgtheater) führte Gluck vor, wie durch Klarheit und Einfachheit der Kompositionsmittel eine überzeugende, intensive Ausdruckskraft erzielt wird. Auch inhaltlich gestaltete er seine Oper neu: Im Sinne der Aufklärung und des aufstrebenden Bürgertum stellt Gluck mit den beiden Protagonisten und ihrem Schicksal keine Herrscher und mächtigen Ränkespiele in den Fokus, sondern das private Glück zweier Liebender.
Nach Carmina Burana wird Orfeo ed Euridice erneut eine spartenübergreifende Arbeit mit Solistinnen des Musiktheaters, Tänzerinnen und Tänzern der Ballettkompanie und dem Opernchor sowie den Niederrheinischen Sinfonikern unter der stilsicheren Stabführung eines Experten für Alte Musik, Werner Ehrhardt, der für diese Produktion als Gastdirigent gewonnen werden konnte.
italienisch mit deutschen Übertiteln
Regie: Jakob Peters-Messer
Vorstellungsdauer: ca. 1 Stunde 20 Minuten, keine Pause