Aus der Perspektive dreier Jugendlicher erzählt Amoklauf mein Kinderspiel von falscher Fürsorge und elterlicher Ohnmacht, von der Suche nach Identität und so etwas wie Heimat - und von unkontrollierter Wut. Die Eltern sind beschäftigt mit Schnäppchenjagd und TV-Berieselung, können keine Ziele
vorgeben, weil sie selber keine mehr haben. Die drei Verbündeten im Kampf gegen die Außenwelt spielen die Szenarien ihrer Gewaltphantasien durch bis zum videospielartigen „Headshot“, bis nicht mehr klar ist, wann aus Spiel blutiger Ernst wird.
Amoklauf mein Kinderspiel des jungen Dramatikers Thomas Freyer, der dafür den Förderpreis des Berliner Theatertreffens 2006 erhielt, wurde während der Probenarbeit mit drei Schauspielern und dem Regisseur am Theater in
Weimar erarbeitet. Mit nüchterner Sprache und dichten Bilder entstand so ein knallhartes Stück, voll Dynamik, manchmal auch Komik und – ja, Poesie. Den Ausgangspunkt stellte der authentische Fall eines jugendlichen Amokläufers in der Schule in Erfurt dar. Dennoch ist Amoklauf mein Kinderspiel nicht die Rekonstruktion eines spezifischen Falles von Massenmord; zentral ist die Suche nach der Wut, nach den emotional-persönlichen Befindlichkeiten, die aus jungen Menschen Mörder werden lassen.
Regie: Hakon Hirzenberger
Der geborene Wiener erhielt seine Schauspielausbildung am Konservatorium der Stadt Wien. Nach Jahren des festen Engagements am Volkstheater Wien, Schauspielhaus Zürich und Theater in der Josefstadt lebt er nun als freier Autor von Theaterstücken und Drehbüchern, Regisseur, Schauspieler und Musiker in Wien, Berlin und dem Zillertal. Inszenierungen u.a. am Staatstheater Saarbrücken, Theater Phönix Linz, Wald4tler Hoftheater und Volkstheater Wien.
Bühne & Kostüme: Iris Jäger & Julia Scheeler
Ausstattungsassistentinnen am TLT
Musik: Sir Henry
Mit: Martina Dähne, Michel Heil & Marco Schaaf
Weitere Vorstellungen:
Oktober: 20., 21., 27., 28. – jeweils 10.30 Uhr Schulvorstellung
Nach(t)gespräch: Im Anschluss an die Abendvorstellung am 5. November (ca. 21.15 Uhr)
Chefdramaturgin Doris Happl und ExpertInnen aus dem Bereich Gewaltprävention, Schule, Theaterpädagogik, Medien stellen sich der Diskussion mit dem Publikum.