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Österreichische Erstaufführung: "Buddenbrooks", Wien, Theater in der Josefstadt

von John von Düffel nach Thomas Mann

Premiere Do, 25. September 2008, 19.30 Uhr

 

Zwei Stichworte waren für die Romanbearbeitung entscheidend. Das erste lautet: „Werte“. Wie kein zweiter beschreibt Thomas Mann in den „Buddenbrooks“ die Geschichte einer bürgerlichen Struktur, ihrer Prinzipien und Zwänge, ihres Überlebenskampfes und ihrer Zerstörung.

Die „Buddenbrooks“ sind weit entfernt davon, ein nostalgischer Abgesang auf großbürgerliche Zeiten zu sein, sie sind eine sehr genaue Untersuchung bürgerlicher Werte, ihrer Leistungs- und Lebensfähigkeit, ihrer äußeren Intaktheit und inneren Aushöhlung. In Zeiten des allseits beklagten Werteverfalls gibt es kaum ein relevanteres Werk.

 

Das zweite Stichwort lautet: Ökonomie. Das ökonomische Denken beherrscht nicht nur das Leben der Firmenchefs von Anfang bis Ende, alle Familienmitglieder sind Teil des großen Buddenbrookschen Rechenwerks. Die Interessen der Firma stehen über den Glücksvorbereitungen, den Interessen und Träumen des Einzelnen. Sie alle müssen sich dem Diktat des Geldes nicht nur unterordnen, sondern das ökonomische Denken mit seinen Gesetzen und Grenzen zu ihrem eigenen machen, es verinnerlichen. Die Sorge um das Firmenkapital, der Ehrgeiz seiner Vermehrung und die Angst vor dem Verlust dominieren das Reden und Handeln in der Familie.

 

Es gibt kaum ein literarisches Werk von Rang, das die Verzahnung von Geld und Geschick, von Biographie und Ökonomie so deutlich zeigt, es gibt kaum eine unerbittlichere Geschichte vom Kaufen und Verkaufen in einer wirtschaftlich turbulenten, sich schnell verändernden Zeit. Umgekehrt vollzieht sich aber auch der Abstieg eines Traditionsunternehmens ebenso rasant. Wann war die Geschichte dieses ökonomischen Überlebenskampfes und seiner menschlichen Opfer aktueller als jetzt?

John von Düffel

 

„Wir sind nicht dafür geboren, was wir mit kurzsichtigen Augen für unser eigenes, kleines, persönliches Glück halten, denn wir sind nicht lose, unabhängige und für sich bestehende Einzelwesen, sondern wie Glieder einer Kette, und wir wären, so wie wir sind, nicht denkbar ohne die Reihe derjenigen, die uns vorangegangen sind.“

Konsul Buddenbrook

 

„Buddenbrooks“, der erste Roman von Thomas Mann, erschien 1900 und brachte ihm 1929 den Nobelpreis für Literatur ein.

 

Regie Herbert Föttinger

Bühnenbild und Kostüme Rolf Langenfass

Musik Christian Brandauer

Konsul Joachim Bißmeier

Konsulin Else Ludwig

Thomas Gabriel Barylli

Christian Michael Dangl

Tony Sandra Cervik

Gerda, Thomas’ Frau Sona MacDonald

Grünlich Siegfried Walther

Kesselmeyer, Bankier Toni Slama

Permaneder Peter Scholz

Morten Bastian Wilplinger

Lina, eine alte BedienteMaria Urban

Leutnant von Throta Christian Brandauer

u.a.

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