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Österreichische Erstaufführung: "Die Liste der letzten Dinge" von Theresia Walser im KosmosTheater Wien

Mi, 02.04. – Sa, 19.04.2014 | Mi – Sa | 20:30 Uhr. -----

Abgelebt und tortengeil. Pia und Helen sind entschlossen, die Welt von sich zu erlösen. Nicht wie andere Erlöser, die ihrer Meinung nach versagt haben, sondern ganz ohne Unsterblichkeit oder Märtyrerinnenbonus.

Ein für alle Mal werden sie ihre banale und trostlose Existenz beenden. Doch dann erscheint plötzlich eine junge Frau, die böse Erinnerungen und große Hoffnungen weckt: Ist sie die Geliebte von Helens verstorbenem Ehemann oder etwa die TV-Journalistin, die die beiden nun ganz groß rausbringen will?

„Die Liste der letzten Dinge“, ein „Warten auf Godot“ für 3 Frauen, bissig und berührend zugleich.

Die Komik des Stücks entsteht nicht allein aus der ernsthaften Verletzlichkeit der Figuren, sondern aus der Ironie des Widerspruchs, dass die Verhältnisse, in denen sie stecken, ebenso hoffnungslos wie identitätsstiftend sind.

Helen und Pia sind – ähnlich den Beckettschen Figuren – Clowns. Doch die Typisierung darf nicht täuschen. Denn in dem Augenblick, in dem man sich der Clownerie hingibt, zerstört die zwanghafte Härte der Protagonistinnen die spielerische Leichtigkeit. Clownerie und Fanatismus unterminieren sich gegenseitig, bis es zum Zusammenbruch kommt. Doch Helen und Pia reden weiter - ununterbrochen. Wie die Figuren Werner Schwabs erspinnen sie ein Leben, das es schon längst nicht mehr gibt.

Theresia Walser, Tochter des Autors Martin Walser, ist eine der bekanntesten und meistgespielten Autorinnen im deutschsprachigen Raum. Ihren Durchbruch feierte sie mit den Stücken „Kleine Zweifel. Das Restpaar“ (UA Münchner Kammerspiele, 1997) und „King Kongs Töchter“ (UA Theater am Neumarkt Zürich, 1998). Sie erhielt mehrere Preise und Auszeichnungen. Zuletzt wurde „Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel“ 2013 am Nationaltheater Mannheim uraufgeführt. Die Uraufführung von „Die Liste der letzten Dinge“ fand 2006 am Bayerischen Staatsschauspiel statt.

Die Autorin zeichnet sich vor allem durch ihren artifiziellen Zugriff auf Alltagssprache aus, der ihre Texte zu Sprachmusik werden lässt. Ihre Stücke handeln von den Lebensüberdrüssigen, die nicht bereit sind, sich mit dem Tod als Ausweg abzufinden. Und nie ist man dem Scheideweg zwischen Erlösung und Verdammnis so nahe wie in „Die Liste der letzten Dinge“.

Regie: Dora Schneider

Ausstattung: Claudia Vallant

Musik: Thomas Richter

Es spielen: Imke Büchel, Karin Yoko Jochum, Cornelia Köndgen

Karten: € 18,– | erm. € 15,– & 12,– & 10,-| KosmosEuro € 1,– | Sparpaket (6-Bon-Package) € 78,–

Reservierung: Tel. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at, karten@kosmostheater.at

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