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Österreichische Erstaufführung im Burgtheater Wien: "Verbrennungen"Österreichische Erstaufführung im Burgtheater Wien: "Verbrennungen"Österreichische...

Österreichische Erstaufführung im Burgtheater Wien: "Verbrennungen"

von Wajdi Mouawad, Premiere 28. September 2007, 19.00 Uhr, Akademietheater

 

Mit Jeanne und Simon, einem Zwillingspärchen Anfang Zwanzig, nimmt Mouawad uns in eine Welt mit, deren Realität die Weltnachrichten beherrscht. Von heutigen Krisenherden weit entfernt aufgewachsen werden die Geschwister vom Testament ihrer Mutter Nawal in deren Heimatland geschickt, um Vater und Bruder im Libanon zu suchen.

Nie hat die Mutter viel von sich erzählt, und fünf Jahre vor ihrem Tod ist sie zum Unverständnis der Kinder vollständig verstummt. Nur widerwillig machen sich Jeanne und Simon auf die Reise, das unbekannte Leben der Mutter zu rekonstruieren.

 

Die Suche nach Wahrheit führt direkt ins Zentrum des sorgsam gehüteten Geheimnisses der eigenen Herkunft und deckt auf, wer diese Mutter wirklich war, und wer die Zwillinge wirklich sind. Nach und nach erkennen die ahnungslosen Nachgeborenen ihre eigene Verstrickung in eine von Bürgerkrieg und sinnloser Gewalt geprägte unbekannte Vergangenheit, die alle bisherigen Sicherheiten über den Haufen wirft und zu neuer Orientierung zwingt.

 

"Ohne dass es uns bewusst war, hat uns dieser Krieg beschädigt, hat uns das Exil beschädigt."

 

"Das Schreiben und das Exil waren schon immer eng verbunden", so der franko-kanadische Autor Wajdi Mouawad, der, 1968 im Libanon geboren, nach einer Kindheit in Beirut mit den Eltern vor dem Bürgerkrieg floh; zunächst nach Paris, dann nach Montréal, wo er sich heute als einer der wichtigsten Autoren einer lebendigen Theaterszene etabliert hat.

 

Theater trägt für Mouawad zur Bewusstwerdung der eigenen Wurzeln bei; ein Puzzlespiel, um beschädigtes Leben wieder zusammenzusetzen und ihm einen Sinn zu geben. "Verbrennungen", der zweite Teil einer geplanten Tetralogie, in zehnmonatigen Proben mit befreundeten Schauspielern entwickelt, ist ein Versuch, mit der unlösbaren Aufgabe fertig zu werden, "sich entweder auf der Seite des Hasses oder auf der des Irrsinns wieder zu finden"; ein lebensbejahender Horrortrip im Vertrauen darauf, dass Aufklärung zu Veränderung führen kann und eine nachdrückliche Wortmeldung zur unauflöslich scheinenden Kette der Gewalt heutiger Bruderkriege.

 

Regie: Stefan Bachmann

Bühne: Hugo Gretler

Kostüme: Annabelle Witt

Dramaturgie: Susanne Meister

 

Nawal Regina Fritsch

 

Jeanne Melanie Kretschmann

 

Simon Daniel Jesch

 

Hermile Markus Hering

 

Antoine Juergen Maurer

 

Swada Sabine Haupt

 

Nihad Klaus Brömmelmeier

 

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