Wo waren die Betreuer vom Jugendamt? Warum haben die verantwortlichen Sozialarbeiter die Situation falsch eingeschätzt und nicht eingegriffen?
Die deutsche Autorin Felicia Zeller hat mit "Kaspar Häuser Meer" ein Stück geschrieben, das ausschließlich im Jugendamt spielt und die Perspektive dreier Sozialarbeiterinnen einnimmt. Ihr Alltag zwischen Besuchen bei den "-Klienten", wie die Problemfamilien genannt werden, und der bürokratischen Verwaltung der Fälle ist von ständiger Überforderung geprägt. Das nicht zu bewältigende Arbeitspensum, die lastende Verantwortung und das Gefühl, immer zu spät zu kommen, führen zu einem Zustand von Handlungsunfähigkeit - und das, wo Handeln ständig und dringend gefordert ist. "Scheitern beschreibt hier nicht einen Skandal, sondern ist auszuhaltender Teil der Arbeit: Helfen mit Risiko."
"Ein Stück um Kindesmisshandlung und Probleme von Sozialarbeit - das hätte gruselig und pathetisch werden können, wenn Felicia Zeller Kindesleid und das Handeln der Täter gezeigt und angeprangert hätte. Man wäre unheimlich folgenlos betroffen und emotional aufgerührt und angeregt gewesen. Ein Geniestreich der Autorin aber war es, nicht die Opfer und nicht die Gewalttäter zu zeigen, sondern ihre Begleiter und Betreuer - also die Gesellschaft und ihr Klima. [...]
Felicia Zellers Stück "Kaspar Häuser Meer" ist Sprachmusik über und aus unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit. Kein Sozialdrama, kein Betroffenheitsschmus, sondern Theaterkunst." (Aus der Laudatio von Hartmut Krug, Verleihung des Publikums-preises an Felicia Zeller bei den Mülheimer Theatertagen 2008)
Regie: Tina Lanik
Bühne: Magdalena Gut
Kostüme: Su Sigmund
Musik: Rainer Jörissen
Dramaturgie: Sibylle Dudek