Die so zur Übernachtung Gezwungenen sind allerdings fragwürdige Existenzen: darunter drei Auftragskiller, die ihre Opfer schon mehrere Male verwechselt haben, weil ihr Chef Wilson seine Aufträge als Gedichte verfasst, die leicht zu missverstehen sind. Sechs Forscher kommen auf der Flucht vorbei – ihr Experiment ging schief, schwebt seither frei durch die Lüfte und erzeugt kollektive Bewusstseinsspaltung. In der Folge verhalten sich immer mehr Gäste ausgesprochen merkwürdig, nicht nur Udo und Olga, von denen man annehmen könnte, sie seien ein Liebespaar.
Missverständnis, Täuschung und Unwahrscheinliches: Der ungarische Regisseur Viktor Bodó kommt heuer mit einem eigenen Stück ans Schauspielhaus Graz, bei dem Fakt und Fiktion rivalisieren. Für seine spielwütigen und bildgewaltigen Regiearbeiten (u. a. Alice, Die Stunde da wir nichts voneinander wußten, Der Meister und Margarita) mehrfach preisgekrönt, stellt Bodó in Motel nun die Regeln des Theaters und der Vernunft in Frage. Was man zu wissen glaubt, wird immer aufs Neue in Frage gestellt durch aberwitzige Wendungen und rasante Verwechslungsmomente.
Inmitten der Verrücktheit dieses Etablissements sitzt ein Autor, der alles, was um ihn herum geschieht, aufschreibt. Oder stand es schon vorher in seinem Manuskript? Wer hat eigentlich die Fäden in der Hand? Und kommt man aus diesem Motel jemals wieder hinaus?
Zum Autor: András Vinnai
András Vinnai wurde 1977 in Budapest geboren. Nach dem Abitur wurde er Schauspieler in Viktor Bodós Ad Hoc-Truppe und spielte anschließend in Árpád Schillings Krétakör Theater. Nach einigen Jahren wählte er den Beruf des Schriftstellers. Er gewann einen Hörspielpreis des Ungarischen Rundfunks und erhielt ein Stipendium für Theaterautoren, in dessen Rahmen er gemeinsam mit Viktor Bodó das Stück Motel schrieb.
In den letzten zehn Jahren wurden seine Theaterarbeiten an zahlreichen Theatern in Budapest – u. a. am Katona Theater – und im Ausland aufgeführt. Sein Werk umfasst bislang über zwanzig Stücke. Zudem wirkte er in acht Filmen als Autor und/oder Schauspieler mit.
Für das Schauspielhaus Graz adaptierte er gemeinsam mit Viktor Bodó bereits Franz Kafkas Das Schloss; zuvor hatte das Autoren-Duo mit Gehacktundverschwunden nach Kafkas Der Prozess die Vorlage für Viktor Bodós erste Erfolgsinszenierung in Budapest geliefert, die neun Jahre lang am Katona Theater auf dem Spielplan stand.
Zum Regisseur: Viktor Bodó
Viktor Bodó wurde 1978 in Budapest geboren, war nach seinem Schauspiel- und Regiestudium drei Jahre Schauspieler an Árpád Schillings Krétakör Theater in Budapest. Sein Durchbruch als Regisseur gelang ihm durch seine Arbeiten als Hausregisseur am Katona József Theater in Budapest, unter anderem mit einer Adaption von Kafkas Prozess. Seit 2006 arbeitet er regelmäßig am Schauspielhaus Graz, wo er zunächst Kafkas Schloss und Alice nach Lewis Carroll inszenierte. Diese Arbeit wurde zu mehreren Gastspielen, unter anderem zu den Salzburger Festspielen 2009 und zum Radikal jung Festival München 2008 eingeladen und gewann 2008 den österreichischen Nestroy-Theaterpreis für die beste Ausstattung.
2008 gründete Bodó seine eigene Theatertruppe Szputnyik Shipping Company in Budapest. Seine wichtigsten Inszenierungen mit Szputnyik in Budapest waren Mietshausgeschichten und Der Würfler. Mit seiner eigenen Truppe erarbeitete er zudem Koproduktionen am Schauspiel Köln (Transit von István Tasnádi und Der Mann am Tisch 2 von András Vinnai) sowie am Staatstheater Mainz / Theater Winterthur (Tot im Orient-Express). Am Schauspielhaus Graz entstanden in den vergangenen Spielzeiten vielbeachtete Inszenierungen mit Schauspielern der Szputnyik Shipping Company und dem Grazer Ensemble. In der Spielzeit 2008/09 inszenierte Bodó am Schauspielhaus Graz Peter Handkes Die Stunde da wir nichts voneinander wußten und wurde mit dieser Inszenierung zum Berliner Theatertreffen 2010 eingeladen sowie in Moskau mit der Goldenen Maske in der Kategorie Beste ausländische Aufführung ausgezeichnet. Viktor Bodó war zudem für den österreichischen Nestroy-Theaterpreis 2009 in der Kategorie Beste Regie nominiert. In der Spielzeit 2009/10 inszenierte er in Graz Liliom von Ferenc Molnár und in der darauffolgenden Spielzeit Der Meister und Margarita nach dem Roman von Michail Bulgakow, wofür er 2011 wieder für den Nestroy-Preis nominiert wurde. Seine letzte Arbeit am Schauspielhaus war Das Ballhaus (Le Bal) in der Saison 13/14 nach einer Idee des Théâtre du Campagnol.
Regie & Bühne Viktor Bodó
Bühnenbildmitarbeit Hanna Penatzer
Kostüme Krisztina Berzsenyi
Musik Klaus von Heydenaber
Dramaturgie Veronika Maurer, Júlia Róbert, Anna Veress
Besetzung Thomas Frank, Pál Kárpáti, Evi Kehrstephan, Dániel Király, Niké Kurta, Katharina Paul, Sebastian Reiß, Stefan Suske, Zoltán Szabó, Jan Thümer, Péter Tóth, András Vinnai und Franz-Xaver Zach.
weitere Vorstellungen am 28. und 29. Oktober, jeweils 19.30 Uhr, sowie ab November
Tickets
T 0316 8000, F 0316 8008-1565 - E tickets@buehnen-graz.com
I www.schauspielhaus-graz.com