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Potsdamer Winteroper 2009

Schlosstheater im Neuen Palais:

Premiere Freitag | 6. November 2009 | 20 Uhr:

Philip Glass: The Fall of the House of Usher

und

Schlosstheater Sanssouci:

Wiederaufnahme Freitag | 27. November 2009 | 19 Uhr:

Joseph Haydn: L’infedeltà delusa

1839 erschien erstmalig die berühmte Geschichte „The Fall of the House of Usher“ von Edgar Allen Poe (1809-1849) in “Burton’s Gentleman’s Magazine“ in New York. Als Erfinder der modernen Kriminalliteratur gehört Poe mit seinen phantastischen Schauergeschichten zu den Vorreitern der Psychoanalyse. In der amerikanischen Literatur gilt er eher als Außenseiter. In Europa, bekannt gemacht durch seinen Bewunderer Charles Baudelaire, fanden seine Werke bald vor allem im deutschen Sprachraum eine begeisterte Leserschaft. Poes Dichtungen überschreiten oftmals die Grenzen zwischen Dies- und

Jenseits, was ihre besondere Faszination ausmacht.

Von Wahnsinn beherrscht, hat der kranke Roderick Usher seinen Jugendfreund William herbeigerufen. Ist es Traum oder Wirklichkeit, was William während seines Aufenthaltes im Hause Usher erlebt? Rodericks inzestuöse Liebe zu seiner todkranken Zwillingsschwester Madeline, deren Stimme Tag und Nacht im Haus zu hören ist, auch dann noch, nachdem

sie im unterirdischen Verließ des Hauses begraben wurde.

Der Amerikaner Philip Glass (geb. 1937) gehört zu den populärsten zeitgenössischen Komponisten. Man bringt seinen Namen stets mit der Kunstrichtung der Minimal Music in Verbindung, einem Begriff, der zuerst durch den Amerikaner Tom Johnson (z.B. Die Viertonoper) und den Britten Michael Nyman (z.B. Das Piano) geprägt wurde. Glass selbst würde nur seine zwischen 1965 und 1975 entstandene Musik dieser Richtung zuordnen und

beschreibt seine Werke lieber als „Musik mit wiederkehrenden Strukturen“. Sein Musikstil ist entscheidend durch die indische Musik und seinen Mentor Alla Rakha geprägt. „Durch diese Musik habe ich meine Sensibilität für den Rhythmus entwickelt.“ Weltweit bekannt wurde Glass 1976 mit der Oper „Einstein on the beach“, der zahlreiche gemeinsame Projekte mit Robert Wilson folgten. In den 1980er Jahren kam es zur Zusammenarbeit mit

Achim Freyer in Stuttgart mit einer Glass-Trilogie, darunter der Uraufführung von „Akhnaten“ (Echnaton). Inzwischen hat Philip Glass mehr als 20 Opern komponiert. Seine jüngste Uraufführung ist die Oper „Kepler“ als Auftragswerk für die Kulturhauptstadt Linz im September 2009. Einem breiten Publikum ist er durch die Komposition von Filmmusik bekannt geworden (Koyaanisqatsi, Dracula, The Hours u.v.a.) Seine Musik zur Story von Edgar Allan Poe zeichnet sich durch die für ihn typischen, sich ständig wiederholenden eingängigen Tonfolgen aus, die sich mit Penetranz behaupten und zugleich allmählich verändern und den Hörer wie durch einen Sog in das unheimliche Geschehen im Hause Usher hineinziehen. Atonalität gehört nicht zu den Kennzeichen seiner Musik. Für Tenor, Bariton und Sopran hat Glass die drei Hauptpartien notiert. Er verwendet neben Gitarre, speziellem Schlagwerk und Synthesizer konventionelles Instrumentarium

eines Kammerorchesters.

Aufführungen in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Michael Sanderling Musikalische Leitung

Achim Freyer Regie und Ausstattung

Sänger

William Matteo de Monti

Roderick Usher Meik Schwalm

Madeline Esther Lee

Servant Michael Rapke

Physician Lianghua Gong

Freyer Ensemble (Darsteller)

Roderick Usher Claudia Lahmann

William Henryk Antoni Opiela

Servant Jannis Arampatzis

Physician Britta Pudelko

Orchester: Kammerakademie Potsdam

Schlosstheater im Neuen Palais

Samstag, 7. November 20 Uhr

Sonntag, 8. November 18 Uhr

Sonntag, 15. November 18 Uhr

****

Für den Besuch der Kaiserin Maria Theresia scheute Fürst Nikolaus I. von Esterházy keine Mühen. Zwei Opern wurden gegeben, den Auftakt bildete die Opera buffa „L’infedeltà delusa“ mit einem anschließenden Maskenball im Schloss. Die Kaiserin war hingerissen von der Qualität des Musiktheaters am Hof der Esterházy. Kein Wunder, der Fürst hatte mit Joseph Haydn einen der berühmtesten Komponisten Europas in seinen Diensten. Die Lage von Schloss Esterhazá abseits der großen Musikzentren verhinderte den großen Erfolg Haydns als Opernkomponisten. Dass er aber durchaus auf der Höhe der Zeit und mit allen Strömungen vertraut war, belegt sein quirliger Zweiakter „L’infedeltà delusa“. Das Libretto der burlesken Oper entspringt der Phantasie des Florentiners Marco Coltellini,der auch Mozarts „La finta semplice“ verfasst hatte. Es ist durchgängig im Florentiner Dialekt geschrieben, denn die Oper, die keine ruhige Minute aufkommen lässt, handelt ausschließlich im Milieu der Bauern und Bäuerinnen. Haydn erweist sich dabei „als Meister musikalischen Humors, (und) als weitblickend disponierender Gestalter der verschiedenen musikalischen Charaktere“.

Andreas Spering Musikalische Leitung

Jakob Peters-Messer Regie

Markus Meyer Ausstattung

Vespina Gemma Bertagnolli

Sandrina Ruby Hughes

Nanni Christian Senn

Filippo Andreas Karasiak

Nencio Daniel Auchincloss

Orchester: Kammerakademie Potsdam

Eine Koproduktion der Kammerakademie Potsdam e.V., des KULT-Brain e.V. und des Hans Otto Theater Potsdam mit den Musikfestspielen Potsdam Sanssouci (Premiere: 25. Juni 2009) und dem Staatstheater Wiesbaden

Schlosstheater Sanssouci

Samstag, 28. November 2009, 19 Uhr

Sonntag, 29. November 2009, 15 Uhr

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