Richard Strauss komponierte daraus 1905 eine Oper, die orientalische Exotik und europäische Avantgarde eruptiv psychologischer Musik miteinander verband und ihn beinahe über Nacht zu einem der wichtigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts machte. Am 10.4. feiert das Werk seine Premiere im Opernzelt. Um 18.00 Uhr hält der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Albert Gier einen Festvortrag mit dem Titel „Salome – Literatur wird Oper“.
Auf der Bühne sieht man eine Gesellschaft nahe dem Untergang. Der König oder Anführer hat alle Lüste und Sünden auf sich geladen. Sein Überdruss liegt zäh und lähmend über dem gesamten Hofstaat. Die junge Prinzessin Salome fühlt sich bedrängt von ihrem Stiefvater Herodes, der zugleich der Bruder ihres leiblichen Vaters ist. Sie sehnt sich nach einem Erlöser, der Körper und Seele wieder miteinander aussöhnt und sie aus einem lieblosen Dasein befreit. In dem gefangenen Propheten Jochanaan (Johannes dem Täufer) sieht sie ihn gekommen. Doch der predigt nur den Weltuntergang und eine verkrampfte Enthaltsamkeit. Die Liebeserklärung der jungen Frau weist er entsetzt zurück. Da bietet Herodes Salome das halbe Reich für einen einzigen Tanz, von dem er sich für einen Moment die Wiederkehr jenes Gefühls jugendlicher Unbeschwertheit verspricht, das er vielleicht einst erlebt hat, als Salome noch ein kleines Kind war.
Die Regisseurin Aurelia Eggers, der Bühnenbildner Stephan Mannteuffel und die Kostümbildnerin Veronika Lindner greifen für ihre Inszenierung die Form des Opernzelts auf und zeigen eine hoffnungslos in sich abgeschlossene Gesellschaft voller Ängste. Subtil schildert Aurelia Eggers in einer zugleich heutigen und zeitlosen Inszenierung Kindesmissbrauch als Symptom einer Gesellschaft, die ihre Träume und Sehnsüchte gewaltsam in eine zunehmend blutige Realität herabzerrt.
nächste Vorstellungen: 15., 23. & 29.4.