Seine Rückkehr wird mit einem Sängerwettbewerb gefeiert: auf Wunsch des Landgrafen sollen die anwesenden Künstler in Vers und Gesang ihre Vorstellung von Liebe formulieren. Den Sieger soll dessen Tochter Elisabeth, die Tannhäuser liebt, bestimmen. Doch Tannhäusers kompromissloses Bekenntnis zur sinnlichen Liebe der Venus sprengt die Festgesellschaft. Elisabeth kann die aufgebrachten Männer nur beruhigen, indem sie bittet, dass man Tannhäuser die Möglichkeit gibt, seine Schuld zu sühnen. Der Landgraf erlegt Tannhäuser eine Bußfahrt nach Rom auf. Doch auch hier findet Tannhäuser keine Vergebung.
„Tannhäuser“ ist oft und auch zu Recht als Künstlerdrama verstanden worden. Doch dieses Künstlertum ist mehr als ein Lebensentwurf oder -konflikt im Kontext der Ästhetik des Widerstands. In der Würzburger Inszenierung, einer Mischfassung aus der Dresdner und Pariser Fassung, ist der Künstler vielmehr der Prototyp des unbehausten Menschen der Moderne, dessen Welt in Wille und Vorstellung auseinander bricht. Der als Pilger zwischen Diesseitigkeit und Spiritualität nirgends zu Hause sein kann. Venusberg und Wartburg, freie Natur oder Rom sind hier nur die Stationen einer Passion in ein jeweiliges Exil. Tannhäuser ist der Mensch der Moderne, der alle Ordnungen zerstört und sich dennoch nichts sehnlicher wünscht, als deren Identitätsstiftung.
Der „Tannhäuser“ sollte Wagner nahezu ein Leben lang beschäftigen. Nach der von ihm inszenierten und dirigierten Uraufführung 1845 im Dresdner Hoftheater nahm er immer wieder umfassende Veränderungen vor, so dass mehrere Versionen dieser großen romantischen Oper existieren. Seine Frau Cosima notierte noch kurz vor seinem Tod: „Er sagt, er sei der Welt noch den Tannhäuser schuldig.“ Der Sagenkreis vom Sängerkrieg auf (der) Wartburg, der dem Komponisten unter anderem durch E. T. A. Hoffmanns Novelle „Der Kampf der Sänger“ vertraut war, verschmolz in der Oper mit der in Heinrich Heines parodistischem Gedicht aufgegriffenen Legende von Tannhäuser und Frau Venus. Die „heilige“ Elisabeth als Sinnbild aufopfernder, rein geistiger Liebe und die sündige, „verruchte“ Liebesgöttin Venus als Inkarnation des sinnlich erotischen Genusses sind die Pole des Spannungsfeldes, in das der Minnesänger Tannhäuser gerät. Durch mehrere Äußerungen Wagners ist dessen Identifikation mit dieser zerrissenen, erlösungsbedürftigen Titelgestalt und Außenseiterfigur bezeugt.
Musikalische Leitung: Jonathan Seers
Inszenierung: Hermann Schneider
Bühne: Falko Herold
Kostüme: Götz Lanzelot Fischer
Choreografie Anna Vita
Choreinstudierung: Markus Popp
Dramaturgie: Steffi Turre
Hermann, Landgraf von Thüringen: Stefan Klemm a.G.
Tannhäuser: Paul McNamara a.G.
Wolfram von Eschenbach: Uwe Schenker-Primus / Heiko Trinsinger a.G.
Walther von der Vogelweide: Randall Bills
Biterolf: Johan F. Kirsten
Heinrich der Schreiber: David Fielder / Deuk-Young Lee
Reinmar von Zweiter: Ion Bric / Ipča Ramanovic´a.G.
Elisabeth, Nichte des Landgrafen: Anja Eichhorn
Venus: Karen Leiber a.G.
Ein junger Hirt: Anna Nesyba a.G. / Maren Favela Lorsch a.G.
Vier Edelknaben: Felicitas Frische a.G.
Maren Favela Lorsch a.G.
Franziska Rapke a.G.
Stamatia Molloudi a.G.
Ballettcompagnie des Mainfranken Theaters Würzburg
Chor und Extrachor des Mainfranken Theaters Würzburg
Philharmonisches Orchester Würzburg